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Klangreise zwischen Barock und
Romantik verzaubert Zuhörer

Konzert in der Thomaskirche - Eindrucksvolle Melodien mit Solo-Passagen

Espelkamp (hek). Eine musikalische Reise vom Barock in die Romantik, versprach Ulrike Wiedemann. Diese Ankündigung setzten die Sopranistin, René Eljabi an der Oboe und Wolfgang Kostujak an der Orgel am Sonntagabend in eindrucksvolle Melodien um: In der Thomaskirche eröffnete das Trio Klangwelten von erhaben-strenger Schönheit.


»Meine Seele hört im Sehen« - dieser Vers diente dem Kammerkonzert als Titel. Die von den Musikern interpretierte Arie aus der Feder von Georg Friedrich Händel ließ bereits den Tenor des Konzertes durchblicken: Klerikale Klänge in barocker Üppigkeit zum Lob Gottes. Getragen vom Orgelspiel, schwingt sich die Sopranistin treffsicher von Ton zu Ton. Wiederhall findet sie im melancholisch-schönen Echo der Oboe. Bei Händel wird »des beblümten Frühlings Pracht« zum Spiegelbild des göttlichen Wirkens auf Erden. Ebenso bezaubernd und einnehmend erwies das Spiel der drei Musiker. »Singet ein neues Lied und singet dem Herren«, auch in den Kompositionen Antonin Dvoráks stand die tonreich verzierte Lobpreisung des Schöpfergottes im Fokus.
In den Werken von Johann Sebastian Bach dominierte zunächst dunkle Niedergeschlagenheit: »Seufzer, Tränen, Kummer und Not« beklemmen das »Herz«. Anschließend jedoch gewann die Zuversicht die Oberhand: »Ich will aus den Herren schauen« aus Bachs 93. Kantate preist den Herrn als »Wundermann«, der von Elend befreit. Die Komposition weise viele »lautmalerische Elemente« auf, erläutert Ulrike Wiedemann. So wie der gläubige seinen Blick aufwärts zu Gott richte, zeichne sich auch in der Tonfolge eine Aufwärtsbewegung ab. Mit »Pieta, Signore«, zu deutsch »Habe Erbarmen, Herr«, verschaffte sich noch einmal die tiefe Gottesfurcht vergangener Epochen in eindrucksvoller Weise Gehör: Der helle Gesang der Sopranistin und dunkle Orgelklänge standen in spannungsvollem Kontrast.
In »Le jardin suspendu« von Jehan Ariste Alain stimmte das Trio eher romantische Klänge an. Kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges habe der Franzose sein Werk vom »hängenden Garten« komponiert. Dieser solle einen magischen Ort der Zuflucht darstellen. In einen träumerisch-romantischen »Schwebezustand« versetzte Louis Viernes »Clair de lune«, was übersetzt »Mondlicht« bedeutet.
Ulrike Wiedemann ist in Espelkamp aufgewachsen und hat Schulmusik und Gesang in Detmold studiert. Heute lebt sie in Paderborn. René Eljabi absolvierte sein Konzertexamen mit Auszeichnung an der Folkwang Hochschule in Essen. Der Kölner spielt heute als Solo-Oboist in einem Orchester. Wolfgang Kostujak lehrt an einer Essener Musikhochschule. Gemeinsam schuf das Trio aus unzähligen Einzelnoten ein überwältigendes Klangmeer, das - klangvollendet - im Schlussakkord mündete.

Artikel vom 31.10.2006