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VMR-Mitarbeiter suchen Hilfe bei Stadt

Bezirkskonferenz der Gewerkschaft Verdi: Stephie Karger zur neuen Vorsitzenden gewählt

Löhne (man). Die 47-jährige Stephie Karger aus Löhne ist zur neuen Vorsitzenden des Verdi-Bezirks Herford, Minden, Lippe gewählt worden. Mit 43 zu 39 Stimmen setzte sie sich gegen die 49-jährige Ursula Jacob-Reisinger aus Lage durch.

Die Delegierten trafen sich am Samstag zur Bezirksversammlung im Stadtpark Schützenhof. Für einen kämpferischen Beginn sorgten 60 Beschäftigte der VMR, die auf ihre ungewissen Zukunft hinwiesen. Wie auf der ersten Lokalseite berichtet, soll das Unternehmen seitens der Üstra verkauft werden - die Mitarbeiter forderten Herfords Bürgermeister Bruno Wollbrink auf, einen runden Tisch zu bilden, um sich mit den Verantwortlichen aus den betroffenen Städten für einen Erhalt der VMR einzusetzen. Wollbrink sagte daraufhin zu, er werde eine Gesprächsrunde organisieren.
Werner Linnemann, Bezirksgeschäftsführer der Gewerkschaft, der an den Verhandlungen mitwirkt, war von den in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Verkaufsabsichten überrascht worden: »Am Mittwoch findet bei der VMR eine Betriebsversammlung statt.« Dann solle die Üstra mitteilen, was sie plane.
Linnemann befürchtet, dass die VMR an »irgendeinen billigen Jakob« verkauft werden. Dabei gehe es nicht nur um Buslinien, sondern auch um die Qualität des ÖPNV. Dies, so Linnemann, müsse auch den Fahrgästen klar werden. An sie will man sich daher gezielt wenden.
26 000 Mitglieder gehören der Gewerkschaft in dem vor zwei Jahren fusionierten Bezirk an. Das sei in NRW eine mittlere Größe, erläutert der Geschäftsführer. Auch die Verluste bewegten sich im durchschnittlichen Bereich: »Im vergangenen Jahr haben wir drei Prozent verloren.« Mit aktiven Mitglieder-Werbeprogrammen will die Gewerkschaft dem Trend begegnen - bei der Aussprache zeigte sich, dass viele Delegierte von verdi eine betriebsnahe Ausrichtung erwarten. Probleme und Betätigungsfelder gebe es genügend, meint Linnemann - und nennt als Stichworte »VMR, Lidl oder Marktkauf«.
Gewerkschaftliches Engagement mahnte auch Kai Venohr (DGB-Jugend Bielefeld) an, der über das Thema »Rechtsextremismus« sprach. Er teilte mit, dass die Nationale Offensive Schaumburg (NOS) für den 25. November zu einem OWL-Aufmarsch in Minden aufgerufen hat. Ziel der erneuten Aktion sei es, den Widerstand gegen solche Aufmärsche durch Wiederholung immer weiter abbröckeln zu lassen.« Die Gewerkschaften sollen in der Allianz gegen den Rechtsextremismus vorne mit dabei sein. Mit Blick auf die so genannten freien Kameradschaften sagte Venohr: »Die Gefahr ist nicht verschwunden. Es gibt ein wachsendes Potenzial.«
Da tat es gut, dass die neue Bezirksvorsitzende Stephie Karger gemäß dem »Scorpions«-Klassiker »Winds of Change« vom »Wind der Veränderung« sprach. Dieser Wind solle eine »Zukunft bringen, die gut für uns alle ist«. Die 47-Jährige, die von 1977 bis 1980 in Lübbecke zur Krankenschwester ausgebildet wurde, arbeitet seit 1990 im Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen. Seit 1998 wirkt sie im Betriebsrat mit, 2002 wurde sie zur stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Auf Bezirksebene tritt sie die Nachfolge von Walter Brinkmann an, der nicht wieder kandidiert hat. Zum stellvertretenden Bezirksvorsitzenden wurde Wolfram Fiedler aus Lippe gewählt.

Artikel vom 30.10.2006