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Musiker räumen mit allen Klischees auf

Siebtes OWL-Akkordeon-Festival bietet Hörgenuss der Extraklasse im Brackweder Gymnasium

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Auch im »verflixten siebten Jahr« gelang es Organisator Helmut Quakernack, für das Publikum des OWL-Akkordeon-Festivals ein attraktives Programm auf die Beine zu stellen. Zu den Höhepunkten des seit langem ausverkauften Konzertabends am Samstag in der Aula des Gymnasiums Brackwede gehörte der Auftritt des Trios »Con Abbandono«. Für die teilnehmenden Akkordeonorchester aus Bielefeld, Brackwede, Delbrück und Gütersloh gab es ebenfalls reichlich Applaus.

Seit der Erstauflage im Jahr 2000 ist das von Helmut Quakernack organisierte Jahrestreffen des Bezirks Ostwestfalen-Lippe im Deutschen Harmonika Verband ein Geheimtipp in der regionalen Musikszene. Denn kaum anderswo bekommt man in geselliger Oktoberfestatmosphäre einen derart umfassenden Einblick in die Laien häufig unbekannten musikalischen Möglichkeiten des Instrumentes »Akkordeon« präsentiert.
Im deutlichen Widerspruch zum immer wieder gern bemühten Klischee vom Seemannslieder begleitenden Schifferklavier stand Claudia Iserlohs Akkordeonpart während des Auftritts des Trios »Con Abbandono«. Gemeinsam mit Beate Müller (Klarinette) und Anne-Lise Cassonet (Cello) bescherte die Interpretin dem aufmerksamen Publikum einen besonderen Hörgenuss. Feurige Tangos von Piazola, anrührende Klezmer-Melodien und beschwingte Musette-Walzer ergänzten sich zu einem konzertanten Klangfeuerwerk auf hohem künstlerischem Niveau.
Das Akkordeon-Studio-Orchester Bielefeld gestaltete seinen Auftritt ebenfalls vielseitig. Nach der von einer scharfzüngigen Kabaretteinlage der »plattdeutschen Lästermäuler« Christine Rückhaus und Anja Schreibvogel durchbrochenen Ouvertüre mit Elementen aus Charpentiers Eurovisionsmelodie und Billy Joels »Root Beer Rag« stand die Kiddygruppe des Orchesters im Mittelpunkt. Begleitet von erfahrenen Spielern, intonierte der Nachwuchs einen Gletscher-Boogie und einen Regenbogenwalzer. Anschließend servierte das Hauptorchester nach einer Vorlage von Alexander Schurbin von Helmut Quakernack arrangierte Musik zum Stummfilm »Die Reise zum Mond« aus dem Jahr 1902 - einem der ersten Science-Fiction-Filme der Welt.
Märchenhaft gab sich auch das Akkordeon-Ensemble Brackwede bei seiner Interpretation der Orchestersuite »Die drei Musketiere«. Eine ordentliche Portion Lokalkolorit prägte dagegen den Auftritt des Gütersloher Akkordeonorchesters. Umrahmt von Begleittexten, servierten die Instrumentalisten den ihnen gewidmeten Gütersloher Bilderbogen. Vielfältige Titel auf der Steirischen Handharmonika - gekonnt dargeboten von den Westfälischen Knopfmusikanten aus Delbrück - rundeten den Musikreigen ab.
Bestens für das leibliche Wohl der Besucher sorgten Christiane Büttner und ihr Team. Außer Sauerkraut mit herzhaftem Leberkäse und warmem Kartoffelsalat, Pouladenbrust in Rotweinsauce mit Rahmbandnudeln oder köstlichen Cornettinis mit Tunfischcrème- oder Avocado-Limone-Füllung konnten sich die Gäste mit Brezeln und Sahne-Apfel-Kuchen stärken. 250 Preise gab es zudem bei einer Tombola. Über das Musikvergnügen hinaus wurde der Besuch beim Akkordeon-Festival so für manchen Glückspilz auch noch durch eine erfolgreiche Teilnahme an der Verlosung zu einem Gewinn.

Artikel vom 30.10.2006