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Harter Sparkurs und neues Konzept für Rotes Kreuz

Die Kreisversammlung votiert für einen Sanierungsplan

Bünde (hr). Einen harten Sparkurs will der DRK-Kreisverband Herford-Land einschlagen. Das zeichnete sich bei der Delegiertenversammlung ab, die am Freitagabend im Bünder Stadtgarten stattfanden.
»Wenn wir so weiter wirtschaften wie bisher, sind wir spätestens in zwei Jahren zahlungsunfähig«, erklärte Kreisverbandsvorsitzender Christian Manz, der am Freitagabend einstimmig im Amt bestätigt wurde.
Manz zeichnete ein dramatisches Bild von den Finanzen des Kreisverbandes. Diese Einschätzung wurde von Wirtschaftsprüfer Torsten Werner bestätigt. So sei der Fehlbetrag seit dem Jahr 2002 jährlich gewachsen - von rund 100 000 Euro auf 170 000 Euro im Jahr 2005. Für 2006 prognostizierte der Wirtschaftsprüfer ein Defizit von 277 646 Euro. »Diese Ergebnisse sind nicht tragbar«, gab Torsten Werner den Teilnehmern der Kreisversammlung mit auf den Weg.
Insgesamt seien vom Jahr 2000 bis 2005 450 000 Euro abgeflossen. Als selbsttragend beurteilte Werner die Aktivitäten des Kreisverbandes im Bereich Kindertagesstätten, Betreuungen im Rahmen der Offenen Ganztagsschule (OGS) sowie Schuldner- und Insolvensberatung.
Stark defizitär seien Sparten wie die Behindertentransporte. Der größte Aufwandsbereich seien die Personalkosten. Das Problem sei nicht die Vermögensstruktur des Kreisverbandes, sondern nachhaltige strukturelle Defizite. »So kann es nicht weitergehen. Ohne eine Veränderung kommt zwangsläufig die Zahlungsunfähigkeit.«
Vorsitzender Christian Manz ging auf die Ursachen ein, die die jetzige Misere herbeigeführt hätten.
So habe man zwar durch offensivere Werbung den Mitgliederstand und somit die Höhe der Beitragszahlungen annähernd halten können. »Generell wird es aber schwieriger, Geldspenden zu erhalten. Vor allem Großspenden sind drastisch zurückgegangen.« Betätigungsfelder, die der Kreisverband aus einer ideellen Verpflichtung her aufrecht erhalten habe wie die Behindertentransporte, hätten die finanzielle Schieflage verstärkt. Als weiteren Punkt nannte Manz die derzeitige Organisationsform des Kreisverbandes. »Mit der derzeitigen Struktur schaffen wir es nicht mehr. Bei allem ideellen Tun müssen wir auch wirtschaftlich bleiben.«
Notwendig sei deshalb, eine Veränderung der Organisation herbeizuführen, die aber nicht zu Kosten der Ehrenamtlichen gehen dürfe. So werde der neu gewählte Vorstand nur so lange im Amt bleiben, bis er im kommenden Jahr durch einen hauptamtlichen Vorstand abgelöst werde. Diese Themen habe man in den vergangenen anderthalb Jahren mit den Ortsvereinen intensiv diskutiert und viele Modelle durchgesprochen. Als nicht zukunftsweisend sei die Trennung von vereinseigenen Immobilien angesehen worden. Auch die verspätete Neuwahl des Kreisvorstandes begründete Manz: »Viele Vorstandsmitglieder wollten sich nicht wieder zur Wahl stellen, ohne eine neues Konzept zu präsentieren«.
Wirtschaftsprüfer Torsten Werner präsentierte den Teilnehmern der Kreisversammlung ein Sanierungskonzept, das sich auf drei Säulen stützt. So sollen stark defizitäre Bereiche wie die Behindertentransporte aufgegeben werden. Parallel dazu soll der hohen Kontokurrentschuldenstand, der zu Jahresbeginn 340 000 betrug, durch eine Kreditaufnahme von 200 000 Euro umgeschuldet werden.
Als dritten Punkt nannte Werner die »Verschlankung der Verwaltung«. Fünf von acht hauptamtlichen Mitarbeitern der Kreisverwaltung ist die Kündigung ausgesprochen worden, die zum 1. Januar des kommenden Jahres in Kraft treten wird. Drei Mitarbeiter - darunter zwei Schuldnerberaterinnen - bleiben weiterhin tätig.
Durch diese Maßnahmen soll das erwartete Defizit für 2006 in Höhe von 277 646 Euro im folgenden Jahr zu einem Plus von 31 390 Euro führen. Dieses Sanierungskonzept sei mit den Ortsvereinen und der Hausbank, der Sparkasse Herford, abgesprochen worden. Ohne Gegenstimme votierte die Kreisversammlung für dieses Konzept.
Kritik äußerte Gerhard Thees, der sich als Justitiar des Kreisverbandes nicht mehr zur Wiederwahl wahl stellte. Er bemängelte, dass seit dem Jahr 2001 kein geprüfter Jahresabschluss des Kreisverbandes mehr vorgelegen hätte.
»Es wäre Aufgabe des Vorstandes gewesen, zeitnahe Bilanzen einzufordern. Nun müssen wir im Block über vier Jahresrechnungen abstimmen.« Kommentar

Artikel vom 30.10.2006