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Kommentar

Wo bleibt der Idealismus?


Jahrelang defizitär gewirtschaftet, das eigene Konto im sechsstelligen Bereich überzogen - der DRK-Kreisverband Herford-Land hat in seiner Versammlung am Freitagabend die Notbremse gezogen. Wirtschaftlichkeit statt Idealismus soll nun das eigene Handeln prägen. Kostenträchtige Dienste wie die Behindertentransporte sind ohne Diskussion über Bord geworfen worden, fünf hauptamtlichen Mitarbeitern in der Verwaltung wurde die Kündigung ausgesprochen. Was bleibt, sind sich selbst tragende Angebote wie Kindertageseinrichtungen, Blutspendedienste, Betreuung in der Offenen Ganztagsschule und die Schuldnerberatung. Ob das unbedingt dem ursprünglichen humanitären Auftrag des Roten Kreuzes entspricht, darf bezweifelt werden. Denn nach eigenem Verständnis ist das Rote Kreuz »einzig bemüht, den Menschen nach dem Maß ihrer Not zu helfen und dabei den dringendsten Fällen den Vorrang zu geben«. Viele Spender haben gerade dieses humanitäre, unparteiische und Grenzen überwindende Ziel vor Augen, wenn sie die Arbeit des DRK unterstützen.
Insoweit befindet sich der DRK-Kreisverband in einem Dilemma. Allerdings muss sich der Vorstand die Frage gefallen lassen, weshalb der letzte geprüfte Jahresabschluss im Jahr 2001 vorgestellt wurde. Im Klartext heißt das: Seit fast fünf Jahren wurde einfach weitergemacht wie bisher - mit dem Ergebnis, das der Schuldenstand des Kreisverbandes Rekord verdächtige Ausmaße erreicht hat. Eine neue Organisationsstruktur und vor allem ein noch einzusetzender hauptamtlicher Vorstand soll den Kreisverband nun fit für die Zukunft machen. Doch wer bezahlt die Zeche? Und vor allem: Wer bezahlt das Gehalt des neuen Vorstandes? Diese Fragen, die am Freitagabend überhaupt nicht diskutiert wurden, stellte zurecht Gerhard Thees vom Ortsverein Bünde, der sich als Justitiar eben nicht mehr aufstellen ließ. Auf die weitere Entwicklung des Kreisverbandes darf man schon aus diesem Grund gespannt sein.Hilko Raske

Artikel vom 30.10.2006