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Lindenbergs Duett mit der schönen Ana

Rhythm'n'Blues-Festival: Überraschungsgast auf der Bühne - Größtes Festival in Deutschland

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Dunkler Schlapphut, riesige Sonnenbrille, langer dunkler Mantel - Altrocker Udo Lindenberg sorgte Samstagabend nicht für den musikalischen, aber doch für den Show-Höhepunkt beim 4. B & W Rhythm'n'Blues-Festival in Halle.

Es war ein Stück Musikgeschichte, das sich da für knapp fünf Minuten auf der Bühne des Gerry Weber Event-Centers abspielte. Ana Popovic, mit 25 Jahren schon zum zweiten Mal Gast des Festivals und inzwischen auch im Blues-Heimatland zum Star der Szene avanciert, holte ihre beiden Förderer mit auf die Bühne. »Toscho« Todorovic, musikalischer Kopf der »Blues Company«, hatte sie bei einem gemeinsamen Konzert in Osnabrück quasi entdeckt und griff sich Samstag die Gitarre, die er ihr damals geschenkt hatte, Udo Lindenberg hat bereits ein gemeinsames Projekt mit der attraktiven Serbin hinter sich. Er, Stammgast als Zuschauer in Halle, hatte sie genau hier kennengelernt. Bei der gemeinsamen Session vor 1450 Zuschauern schmachtete Udo nuschelnd zum Blues-Sound mehrfach »Oh, Ana« ins Mikrofon.
Todorovic war übrigens Samstag schon zum vierten Mal dabei. Zweimal als musikalischer Hauptdarsteller, zuletzt zweimal als interessierter Besucher. Die von B & W produzierte DVD vom ersten Auftritt im Event-Center hat übrigens für eine kleine musikalische Sensation gesorgt: Der Todorovic-Song »Blue and Lonesome« wurde in Hollywood zur Titelmelodie des in den USA gerade anlaufenden Kinofilm »L.A. Blues« auserkoren. Für den Vollblut-Musiker aus Osnabrück ein echter Volltreffer. »Ich bin stolz wie Oskar«, bekannte er Samstag im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT, lobte dabei auch die außergewöhnliche Qualität und Atmosphäre des Haller Festivals.
Das ist schon mit der vierten Auflage zum größten Indoor-Blues-Festival in Deutschland aufgestiegen. Und findet immer mehr Fans: »Wir kommen auf jeden Fall nächstes Jahr wieder«, versprach eine ganze Gruppe aus Bielefeld, die Samstag zum ersten Mal da war. Für den 27. Oktober 2007 kündigte Moderator Oliver Obermöller immerhin auch einen Mega-Star der 60er Jahre an: Eric Burdon, Chef der legendären »Animals« (»House of the rising sun«).
Musikalische Vielfalt, perfekte Sound-Technik, eine Halle mit Open-Air-Atmosphäre Die harten Gitarren-Klänge von Ana Popovic, sie waren Samstag nicht das einzige Highlight einer langen Nacht. Die JC Dook Band hatte sie, wie im vergangenen Jahr, mit technisch ausgefeiltem feinen Blues eröffnet, der sympathische Lockenkopf Julian Sas aus den Niederlanden lieferte gleich danach das Gegenstück: Fülligen Gitarren-Sound im Stil von Gary Moore. Nachher gab es nicht nur frenetischen Beifall, sondern auch zahllose Autogrammwünsche am CD-Stand.
Ungekrönter König des Abends war zweifellos »Mighty Sam McClain, der typischen Südstaaten Blues mit einer kräftigen Portion Soul zu würzen versteht, dessen Stimme und Rhythmus-Gefühl alle in ihren Bann zog. Den Schlusspunkt schließlich setzten, als Wachmacher am Ende, »Dr. Mablues und The Detail Horns« - eine Truppe lustiger Schwaben, die nicht nur witzige Übergänge produzieren, sondern Humor auch in der Präsentation ihrer selbst komponierten Musik verpacken.

Artikel vom 30.10.2006