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Von Ralf Meistes

HERFORDER
ASPEKTE

Auch an die eigene Nase fassen


Es ist wie so oft: Kaum wird ein Geschäftsführer-Posten geräumt, melden sich die ersten zu Wort, die schon immer gewusst haben, dass dieser oder jener mit der Aufgabe überfordert war. Stellt sich nur die Frage, warum dies dann nicht auch frühzeitig gesagt wurde? Im Fall des MARTa-Geschäftsführers Hans-Jörg Gast haben sich lediglich die Grünen im Herforder Stadtrat gegen seine Einsetzung zum kaufmännischen Geschäftsführer ausgesprochen. Sie forderten bereits damals einen externen Fachmann, wie er jetzt gesucht wird. Alle anderen Ratsparteien sowie die Gesellschafter trauten dem ehemaligen WWS-Geschäftsführer diese Rolle anfangs zu.
Nach nur 10 Monaten warf der 41-Jährige dennoch das Handtuch. Endlich, möchte man sagen - nach wochenlanger Demontage, bei der aus vielen Richtungen gezischelt wurde: »Der kann es nicht.« Da stellt sich die Frage, was Hans-Jörg Gast nicht gekonnt haben soll.
¥ Er konnte nicht »Nein« sagen, als man ihm, der innerhalb der Herforder Verwaltung aufgestiegen ist, den MARTa-Schleudersitz anbot.
¥ Er konnte die ausufernde Baukosten-Abrechnung nicht in den Griff bekommen, weil eklatante Fehler vor seiner Zeit begangen wurden.
¥ Er konnte die Mehrkosten für den Betrieb des Museums im Eröffnungsjahr in Höhe von mehr als 500000 Euro nicht verhindern, weil er offiziell erst im Dezember 2005 neuer MARTa-Geschäftsführer wurde.
Keine Frage, Hans-Jörg Gast hat als MARTa-Geschäftsführer, aber auch als WWS-Geschäftsführer Fehler gemacht und diese - das unterscheidet ihn von anderen, die für MARTa Verantwortung trugen - auch öffentlich eingeräumt.
Viel zu spät hat Hans-Jörg Gast auf die deutlichen Mehrkosten für den Betrieb des Museums in diesem Jahr reagiert.
Auch muss er sich die Frage gefallen lassen, warum für die »Modernism«-Ausstellung ausschließlich lokale Sponsoren gewonnen werden konnten. Doch Gast hat seine Aufgaben mit großem Engagement angefasst. Und dafür verdient er, trotz aller Probleme, zunächst einmal Dank. Gehört hat man davon nichts.
Nun wird ein professioneller Manager gesucht, der sich in der Kunstszene auskennt, gute Kontakte zu Sponsoren hat und selbstverständlich die Betriebskosten im Rahmen hält. War man in der Vergangenheit zumeist auf der Suche nach einer kostengünstigen Lösung, so soll nun für diesen Mann/diese Frau mehr Geld ausgegeben werden. Wieviel, das vermag offenbar zurzeit niemand zu sagen. Auch der oder die Neue wird zunächst einmal mit Planungen für das Jahr 2007 konfrontiert werden, die in vielen Bereichen bereits abgeschlossen sind. Außerdem kann dem neuen Geschäftsführer heute noch niemand genau sagen, wie viel Geld ihm die Stadt Herford für das Jahr 2007 zur Verfügung stellt.
Eine Schlüsselqualifikation nennen die politischen Entscheidungsträger indes nur hinter vorgehaltener Hand: Der neue Geschäftsführer muss mit Jan Hoet zusammenarbeiten können. Denn eines muss bereits jetzt allen klar sein. Sollte auch der sechste Geschäftsführer frühzeitig scheitern, spätestens dann müssen in aller Deutlichkeit die Fragen beantwortet werden:
Welche Verantwortung trägt der Bürgermeister?
Welche Verantwortung trägt der künstlerische Leiter?
Welche Verantwortung tragen die Mitglieder des Herforder Stadtrats?

Artikel vom 28.10.2006