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Neues fußt auf langer Tradition

Jubiläum, neuer Name und neues Gebäude: Förderschule feiert dreifach

Von Hanne Reimer (Text und Fotos)
Büren (WV). Drei Anlässe zum Feiern, drei Tage lang Party: An der Bürener »Förderschule des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe für Hören und Kommunikation« startete gestern ein volles Programm. Die Einrichtung mit der etwas sperrigen Bezeichnung trägt künftig den Namen »Moritz-von-Büren-Schule«, sie besteht seit 175 Jahren - und sie residiert seit Schuljahresbeginn im gestern festlich eingeweihten Neubau.

Für fünf Millionen Euro hatte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den Neubau auf einem Grundstück des Haus-Büren«schen Fonds in unmittelbarer Nähe der Lindenhof-Grundschule und des Liebfrauen-Gymnasiums errichten lassen. Hier lernen künftig 97 Schüler, die gehörlos oder stark schwerhörig sind. Im Vorfeld war auch Eringerfeld als möglicher Standort des Neubaus der mit 175 Jahren ältesten unter den 35 LWL-Schulen für behinderte Kinder im Gespräch gewesen.
Den symbolischen Schlüssel für das neue Domizil nahm Schulleiter Josef Köjer aus den Händen von LWL-Direktor Wolfgang Kirsch und der Vorsitzenden der Landschaftsversammlung, Maria Seifert, entgegen.
Ein tolles Rahmenprogramm der Feierstunde hatten die Lehrer gemeinsam mit ihren Schützlingen auf die Beine gestellt. So zeigten die Kinder, dass es auch ohne oder mit schlechtem Gehör durchaus möglich ist, ein Musikstück rhythmisch zu begleiten oder zu tanzen.
Zum dreifachen Festtag gratulierten auch Landrat Manfred Müller, Bürgermeister Wolfgang Runge, Siegfried Lieske, bei der Bezirksregierung für die Schulaufsicht zuständig, sowie die Vorsitzende des LWL-Schulausschusses, Marlene Lubeck, die als junge Lehrerin an der Bürener »Gehörlosenschule« unterrichtet hatte.
Er sei »richtig glücklich«, freute sich Josef Köjer. Im neuen Gebäude hätten er und sein junges, engagiertes Lehrer-Team nun »gute Voraussetzungen für eine Arbeit, die nicht leicht ist«. In einer engagierten Rede ging Köjer auf die 175-jährige Geschichte der Einrichtung ein, die 1830 als »Taubstummenanstalt« gegründet wurde. Dieser Name lege ebenso wie die spätere Bezeichnung »Gehörlosenschule« den Schwerpunkt auf die Defizite der Kinder. Dagegen werde heute, so Köjer, »ganz bewusst auf die Stärken der Schüler« geschaut. Neben dem für gehörgeschädigte Kinder nicht einfachen Erlernen der Sprache und der Kommunikation werde ihnen in der täglichen Arbeit auch Selbstständigkeit und Teamfähigkeit vermittelt.
Um zu verdeutlichen, dass die heutige Arbeit auf den Fundamenten einer langen Tradition aufbaue, so erklärte der Schulleiter, seien die alten Schränke mit Büchern und Schriftstücken aus vielen Jahrzehnten auch in das neue Lehrerzimmer mit umgezogen.
Der Feier-Reigen setzt sich am heutigen Samstag mit einem Treffen ehemaliger Schüler und Lehrer in der Stadthalle fort. Am Sonntag haben Interessierte dann in der Zeit von 11 bis 18 Uhr beim Tag der offenen Tür Gelegenheit, die neue Schule in der Bahnhofstraße 12 kennen zu lernen.

Artikel vom 28.10.2006