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Von Michael Delker

Gütersloher
Wochenschauer

Näschen abhanden gekommen


Es sind keine leichten Wochen für Norbert Morkes und die BfGT. Wolfgang Harbaum, Petra Demuth und Alfried Gutsche warfen in der Fraktion das Handtuch, weil sie den Weg des Vereins in der Theaterfrage nicht mehr mitgehen wollten. Harbaum und Demuth suchten bei der CDU Unterschlupf und halbierten damit die Zahl der BfGT-Ratsmitglieder. Die finanziellen Folgen sind nun schwer zu verkraften. Weil die städtischen Zuwendungen gesunken sind, öffnet zum Beispiel die Geschäftsstelle nur noch einmal in der Woche.
Gutsche gab sein Ratsmandat zurück. Für ihn rückte Barbara Witt nach, eine bekennende Befürworterin des Theater-Neubaus. Norbert Morkes mag die Meinungsfreiheit innerhalb der Fraktion als hohes Gut heraufbeschwören, die Uneinigkeit der BfGT in der Theaterfrage ist hier beispielhaft und legt den Schluss nahe, dass sich der Verein verzockt hat. Das Bürgerbegehren von 2003 war der größte Coup von Morkes und seinen Mistreiter. Sie wurden damals maßlos unterschätzt und verpassten der politischen Mehrheit eine schallende Ohrfeige. Die Ernte fuhr die BfGT bei der Kommunalwahl ein, als sie deutliche Stimmenzuwächse verbuchen konnte.
Morkes scheint das Näschen für die Stimmung im Volke abhanden gekommen zu sein. Als sich der Rat in diesem Jahr erneut für den Neubau eines Theaters aussprach, war von Empörung kaum noch etwas zu spüren. Wer mit früheren Kritikern heute über das Theater spricht, erntet allenfalls noch ein Schulterzucken. Dass sich die allgemeine Stimmungslage verbessert hat, wurde von der BfGT entweder ignoriert oder nicht erkannt. Der Verein setzte erneut auf die Karte Bürgerbegehren und hat damit Schiffbruch erlitten. Es wäre besser gewesen, die Außenseiterposition aufzugeben und an der Theaterplanung aktiv mitzuwirken. Die BfGT hätte dies mit breiter Brust tun können. Ihrer Initiative ist es zu verdanken, dass die Stadt mehr als zehn Millionen Euro eingespart hat.

Artikel vom 28.10.2006