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Tatiana Nikischina (17) möchte Friseurin werden. Sie ließ sich von Denroy Cadeau schon mal zur Probe frisieren.

Eine Rallye durch
die Welt der Berufe

Andrang bei Premiere von »Herford bildet aus«

Von Bernd Bexte (Text und Fotos)
Herford (HK). Jürgen Janzen legt sich mächtig ins Zeug. Am Poggenpohl-Stand hobelt er um die Wette. Mit solch witzigen Aktionen, aber natürlich auch vielen Informationen präsentierten sich am Freitag 40 Aussteller im Güterbahnhof: »Herford bildet aus« lautete das Motto der ersten Ausbildungsplatzbörse.

Jürgen Janzen möchte Holzmechaniker werden. Bei seinem Wunschbetrieb Poggenpohl hat der 20-Jährige bereits zwei einmonatige Praktika absolviert. Mit einer Bewerbung hat es aber noch nicht geklappt. »Im Juni habe ich mein Fachabitur gemacht. Jetzt jobbe ich und hoffe, nächstes Jahr die Lehrstelle zu bekommen«, sagt der Herforder.
So wie er waren gestern viele hundert Jugendliche und junge Erwachsene in den Güterbahnhof gekommen, um sich über die Möglichkeiten eines Berufseinstiegs zu erkundigen. Mit 5000 Info-Broschüren war im Vorfeld für die Aktion der Stadt geworben worden. Aussteller auf rund 3300 Quadratmetern Fläche waren heimische Unternehmen, Berufskollegs, Behörden, Innungen und Verbände. Trotz der Vielfalt - eine freie Auswahl haben die Jugendlichen nicht, die Nachfrage nach Lehrstellen übertrifft das Angebot bei Weitem. »Für die drei Ausbildungsplätze zum Holzmechaniker haben wir etwa 200 Bewerbungen«, sagt Poggenpohl-Personalchef Claude Ampßler.
Hinzu kommt eine immer geringere Ausbildungsbereitschaft. »Von den 85 Mitgliedsbetrieben der Tischler-Innung bilden nur etwa 50 Prozent noch aus«, sagt Lehrausbilder Heiko Bahls. Von denen, die eine Lehrstelle bekommen, werden im Anschluss nur etwa ein Drittel übernommen.
400 Ausbildungsplätze hatten die ausstellenden Betriebe insgesamt für 2007 im Angebot. Besonderer Clou: Zumeist waren es Azubis, die den nahezu gleichaltrigen Interessenten die Berufsbilder erläuterten. Das baute Hemmschwellen ab. Außerdem informierten die Berufskollegs über die vielfältigen schulischen Bildungsmöglichkeiten. Damit die jungen Besucher auch möglichst alle Angebote wahrnehmen konnten, hatte die Ernst Barlach-Realschule für ihre Zehntklässler eine Ausbildungsplatzbörsen-Rallye veranstaltet. Sie mussten sich an einzelnen Ständen informieren, um so ihren Fragebogen ausfüllen zu können.
Doch die Veranstaltung zog auch Kritik auf sich: Vor dem Güterbahnhof verteilte das Bündnis gegen Sozialabbau, »genug ist genug«, Flugblätter. Angesichts eines eklatanten Lehrstellenmangels sei die Ausbildungsplatzbörse eine reine PR-Veranstaltung.

Artikel vom 28.10.2006