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Auftragsstau sorgt für Ärger

Handwerk kritisiert die Stadt Paderborn - Vergabepraxis nicht umgesetzt

Von Hubertus Hartmann (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Kreis Paderborn (WV). In Paderborn einen Handwerksbetrieb zu führen, ist kein pures Vergnügen. Der herrschende Auftragsstau und die Vergabepraxis stoßen auf harsche Kritik der Kreishandwerkerschaft.

Geschäftsführer Michael Lutter spricht von einem »Ärgernis«. »So lange ein Investitionsvolumen von bald 100 Millionen Euro brach liegt, hat die heimische Bauwirtschaft ein Problem«, klagt er. Konkret nennt Lutter den Stillstand beim Stadion-Bau (siehe auch Paderborner Perspektiven) und bei den Kammerspielen. »Wenn das noch lange dauert, dann gibt es in Paderborn bald keinen Betrieb mehr, der die Arbeiten noch machen kann.« Gerade das Bauhandwerk habe Aufträge bitte nötig.
Auch die Art und Weise der Auftragsvergabe ist den Interessenvertretern des Handwerks ein Dorn im Auge. Schon im Mai seien die Vergabegrundsätze des Landes dahingehend geändert worden, dass öffentliche Aufträge bis zu einem bestimmten Schwellenwert nicht mehr bundes- oder gar europaweit ausgeschrieben werden müssten. »Hier in der Region wird das aber leider nicht umgesetzt«, bemängelt Hauptgeschäftsführer Josef Tack. Dabei sei selbst der lokale Wettbewerb unter den Betrieben so stark ausgeprägt, dass sich auch bei beschränkten Ausschreibungen gute Preise erzielen ließen, betont er. Während Düsseldorf die Vergaberichtlinie sofort umgesetzt habe, gäbe es hier bislang nur Absichtserklärungen. »Bei der Erweiterung des Kreismuseums in Wewelsburg ist mindestens 50 Prozent des Auftragsvolumens an auswärtige Firmen gegangen«, führt Tack ein Beispiel an.
In den vergangenen fünf Jahren hat die Kreishandwerkerschaft sämtliche Kommunen im Kreis Paderborn bereist, Kontakte zu Entscheidern geknüpft und ihnen jeweils Musterbetriebe vor Ort präsentiert. Den Abschluss bildete am Freitag die Stadt Paderborn. Hier informierte sich die Delegation in der Fleischerei Wolfgang Müller, der Fahrzeuglackiererei Niggemeyer und dem Autohaus Hecker. »Allesamt moderne und innovative Unternehmen«, lobte Kreishandwerksmeister Ferdinand Wächter. Insgesamt gibt es im Kreis Paderborn laut Josef Tack etwa 3000 Handwerksbetriebe. 1700 sind in den 14 Innungen der Kreishandwerkerschaft organisiert. »Bei entsprechender Qualität, Schnelligkeit, Flexibilität und guter Ausbildung müssen die Unternehmen vor der Zukunft keine Angst haben«, lautet Wächters Fazit.

Artikel vom 28.10.2006