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»Und plötzlich
platzt der Knoten«

Krimiautorin liest und erklärt

Von Sonja Gruhn
Pr. Oldendorf (WB). Mit ihrem neuen historischen Kriminalroman »Wespensommer« war die erfolgreiche Schriftstellerin Helga Glaesener am Freitagabend zu Gast im Bürgerhaus. Hierher hatte der Verein Kommunikation und Kultur (KuK) die sympathische Autorin, die durch ihren Roman »Die Safranhändlerin« bekannt geworden ist, in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei eingeladen.

Etwa eine Stunde dauerte die Lesung aus ihrem neuesten Werk, das in der Toskana um 1786 spielt. Helga Glaesener gab mit einer kurzen Einführung einen Einblick in die damalige Zeit, und schon befanden sich die Zuhörer in der spannenden Geschichte um Cecilia, die aufgrund eines von ihr verursachten Familienskandals fortgeschickt wird und in eine aufregende Mordgeschichte stolpert. Anschließend beantwortete Helga Glaesener die zahlreichen Fragen des Publikums. Seit ihrer Kindheit seien ihr immer wieder Geschichten durch den Kopf gegangen. Doch die Fantasy-Romane, die sie verfasste, wurden schlecht angenommen, und sie wandte sich den Geschehnissen des Mittelalters zu. Damit stellte sich auch der Erfolg ein.
Die Recherche sei eine wichtige Grundlage ihrer Arbeit: »Zunächst informiere ich mich in der Literatur, sammele Details und katalogisiere diese.« Wie viel Wert Helga Glaesener auf Authentizität in diesem Bereich legt, wird in ihren Büchern deutlich. »Dann fahre ich an den Ort, wo die Geschichte spielen soll, beschäftige mich dort auch mit der Historie.«
»Es ist nicht einfach ein Buch zu schreiben, aber wirklich schwer ist es, einen Titel zu finden«, betont sie. Dieser ergab sich beim »Wespensommer« dann mehr durch Zufall, als sie an einem Wespennest in einer Mauer vorbei kam. Die Vorarbeiten für ein Buch seien sehr aufwändig. Für »Die Safranhändlerin« recherchierte Glaesener etwa zwei Jahre, für den »Wespensommer« benötigte sie dann »nur« noch acht Monate für die Recherche und ein Jahr zum Schreiben. »Einfach drauf los« schreiben funktioniert bei einem Krimi nicht. Es müssen die passenden Fäden gesponnen werden. Allerdings kann es durchaus sein, dass die vorher geplanten Charaktere ein Eigenleben entwickeln und man alles noch einmal ändern muss«, erklärt sie.
Inzwischen unterrichtet Helga Glaesener Kreatives Schreiben. Doch auch das Thema »Schreibhemmung« ist für die Autorin kein Fremdwort: »Kreativität kann man nicht erzwingen. Es ist schrecklich, wenn man manchmal nur noch ein Vakuum im Kopf zu haben scheint. Ich fange dann an, die Fenster zu putzen oder gehe shoppen. Und plötzlich platzt der Knoten.« Ins »Autorengeschäft« zu kommen sei nicht einfach. Das musste auch die Schriftstellerin anfänglich erfahren. »Wenn man aber drin ist, ist das fast kein Problem mehr.« Und so wurden ihre Fantasy-Romane doch noch veröffentlicht. Am Ende bedankte sich eine der Zuhörerinnen dafür, wie offen Helga Glaesener den Abend gestaltet habe.

Artikel vom 30.10.2006