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In Getränkestand gestoßen

Spruchkammer salomonisch: Keine Punkte für Varensell und Aramäer

Kreis Gütersloh (hn). Wenn sich zwei in der Fußballkreisliga B streiten, freut sich am Ende keiner. Spruchkammervorsitzender Hans-Friedrich Strat-hoff schickte nach fast dreistündigen Versuchen, die wahren Begebenheiten zum Spielabbruch im Spiel GW Varensell gegen Aramäer Rheda-Wiedenbrück am 1. Oktober ans Licht zu bringen, beide Vereine ohne Punkte nach Hause.

Dazu brummte die Kammer dem Varenseller Spieler Rafaele Cariglia eine vierwöchige Sperre auf, weil der mit seinem »rohen Spiel« bei einem Foul in der 44. Minute den Abbruch durch Schiedsrichter Uwe Gerold heraufbeschworen hatte. Auf der Gegenseite erhielt Josef Khoury von Aramäer eine achtwöchige Strafe, weil er sich zunächst als »Ordnungsdienst« versucht hatte, als er den auf das Feld rennenden Varenseller Ersatzspieler Pasquale Cariglia am Kragen packte, am Seitenrand umstieß und dann im allgemeinen Tumult mit Rudelbildung und Beschimpfungen zwischen Zuschauern und Spielern den Varenseller Ersatztorwart Frank Mahlke so heftig trat, dass dieser gegen einen Getränkestand fiel und sich Bluterguss und Schürfungen zuzog.
Khoury selbst war vor seinem Tritt von einem Zuschauer vermutlich mit einem harten Gegenstand so heftig an den Unterkiefer geschlagen worden, dass er anschließend sogar ins Krankenhaus gebracht wurde und eine Woche arbeitsunfähig war.
Abgeschlossen ist das Verfahren mit dem Urteil noch nicht. So wird es noch eine Entscheidung gegen Pasquale Cariglia, der im richtigen Leben in der zweiten Ringerbundesliga für den KV Hürth-Efferen eher auf der Matte als auf dem Fußballfeld zu finden ist, wegen unsportlichen Verhaltens (Mindeststrafe zwei Wochen) geben.
Außerdem wird ein weiteres sportgerichtliches Verfahren gegen den nicht anwesenden Varenseller Zuschauer und Offiziellen Bernhard Merschbrock angestrengt, der schriftlich einräumte, den Schlag gegen Khoury »in Notwehr« ausgeführt zu haben. Aufgrund von Anzeigen bei der Polizei laufen zudem zivilrechtliche Verfahren gegen mehrere Personen, die Strathoff bei seiner »sportlichen« Betrachtung außer Acht lassen durfte.
Leicht machten sich Strathoff, Leo Teppke (VfL Rheda), Bernhard Uphues (Victoria Clarholz) und Ralf Weber (SV Avenwedde) die Wahrheitsfindung wahrlich nicht. Gleich elf Zeugen aus beiden Lagern sowie einige »neutrale« Beobachter von Suryoye Verl und dem SC Verl III waren in das Wiedenbrücker Vereinsheim geladen, aus deren teilweise völlig widersprüchlichen Aussagen das Gremium ein mühseliges Puzzle zusammensetzen musste.
Das harte, aber salomonische Urteil fand in Varensell mehr Akzeptanz als bei den im Aufstiegskampf befindlichen Aramäern. Ob der zunächst hart gefoulte Khoury noch am Boden liegend gegen Rafaele Cariglia noch einen Revanchetritt ausgeteilt hatte, ließ sich nicht abschließend klären. »An den Tumulten waren beide Klubs gleichermaßen beteiligt«, begründete Strathoff, der den Gastgebern noch 50 Euro Strafe wegen fehlenden Platzordnungsdienstes aufbrummte. Beide Seiten haben nun zwei Wochen Zeit, um Berufung einzulegen.

Artikel vom 28.10.2006