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»Die Mithilfe der Bürger ist das A und O«

Serie: Arbeit der Ortsheimatpfleger

Von Kathrin Weege
Espelkamp (WB). Sie arbeiten meist im Verborgenen. Aber sie sind unersetzlich, wenn es darum geht, die Kultur in den Ortschaften Espelkamps zu erhalten. Die Rede ist von den Ortsheimatpflegern. Sie sorgen sich zum Beispiel um die Pflege der plattdeutschen Sprache und kümmern sich um historische Bauten. Die ESPELKAMPER ZEITUNG wird in den kommenden Wochen die Ortsheimatpfleger der jungen Stadt im Grünen vorstellen und will zeigen, was ihre Aufgaben sind. Den Beginn macht Reinhold Hußmann, Ortsheimatpfleger in Frotheim.

»Ohne die Hilfe der Bürger wäre ich aufgeschmissen. Sie ist das A und O für einen Ortsheimatpfleger«, erklärt Hußmann. Und der 64-Jährige kann sich freuen: Die Menschen setzen sich in Frotheim gern für ihr Dorf ein. Und das kommt nicht zuletzt daher, dass Hußmann nahezu alle Frotheimer persönlich kennt, mit vielen von ihnen redet er auf plattdeutsch, denn die Pflege der Sprache ist eines seiner Ziele. Reinhold Hußmann ist vielen bekannt, da er seit seiner Geburt in Frotheim lebt und einige Zeit als Handerker im Bereich Elektronik von Haus zu Haus ging.
Besonders erfreut ist Hußmann darüber, dass Frotheim beim Wettbewerb »Unser Dorf hat Zukunft« gewonnen hat und dass sich die Klus zu einem wahren Selbstläufer entwickelt hat. »Jährlich finden dort 50 bis 60 Veranstaltungen statt. Sie wird von den Frotheimern sowie von Menschen außerhalb des Ortes hervorragend angenommen«, ist der Ortsheimatpfleger zufrieden. Neben Gottesdiensten und Goldenen Hochzeiten finden in dem schönen Fachwerk-Gebäude aus dem Jahr 1818 auch immer mehr Grüne Hochzeiten statt. »Viele heiraten und lassen gleichzeitig ihr Kind taufen. Dafür haben wir in Frotheim den Begriff ÝTraufeÜ ins Leben gerufen«, erklärt Hußmann. In der Klus, die in den 70er Jahren schon einmal abgebrochen werden sollte, standen einst zwei Engel, die damals entwendet wurden. Jetzt sind zwei neue Putten gefertigt worden, sie sollen am 13. Januar öffentlich vorgestellt werden.
Ein weiterer wichtiger Einsatzort für Hußmann ist Brammeyers Scheune. »In der Scheune steht eine Wechselausstellung. Die Exponate müssen gesäubert, gestrichen und poliert werden. Wir haben nun in einer Doppelgarage eine Werkstatt eingerichtet« fasst Hußmann zusammen.
Ebenfalls ins Rollen gebracht hat der Ortsheimatpfleger jetzt das Aufstellen von Pausenbänken am Rundwanderweg »Altes Moor«. »Gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft habe ich schon viele fleißige Hände für die Aktion gewinnen können«, freut sich der Frotheimer, der mit seiner Familie in einem Doppelhaus im Ort wohnt. Ebenfalls dort lebt seine Tochter mit ihrer Familie. »Mir ist es wichtig, dass wir mit mehreren Generationen zusammen wohnen. Da kann man füreinander einstehen«, meint Hußmann, dessen Sohn ihm sein Haus entworfen hat. »Ich verbringe gerne viel Zeit mit meinen Enkeln«, strahlt der Handwerksmeister.
Seit 1985 bekleidet er das Amt des Ortsheimatpflegers. An seine Anfangszeit kann er sich noch gut erinnern. »Ich wollte den Posten gar nicht. Erst im dritten Anlauf habe ich ihn übernommen.« Aber was er mache, das führe er dann auch 100-prozentig aus. »Die Arbeit bereitet mir jede Menge Freude«, sagt der 64-Jährige. Noch bis 2009 wird er Ortsheimatpfleger sein. Dann stehen die nächsten Wahlen an. »Bis in drei Jahren sollten sich alle Gedanken machen, wer dann meine Arbeit fortführt - aber bis dahin, werde ich vollen Einsatz für Frotheim geben«, verspricht Hußmann.

Artikel vom 27.10.2006