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Eine Tonne Turm am Kran

Das Paul-Gerhardt-Haus nach 49 Jahren »oben ohne«


Sennestadt (mp). Die evangelische Kirchengemeinde Sennestadt hat seit gestern einen Kirchturm weniger: Weil die finanziellen Mittel zur Restaurierung nicht ausreichten, musste das 49 Jahre alte Glockengerüst des Paul-Gerhardt-Hauses in Dalbke aus Sicherheitsgründen demontiert werden. Zuletzt durfte hier noch nicht einmal geläutet werden (das WESTFALEN-BLATT berichtete), weil Mechanik und Halterungen einen zu hohen Risikofaktor bedeuteten.
Die Demontage erledigte die Schloß Holter Dachdeckerei Nolte & Toth. Im wesentlichen war es Dachdecker Dirk Wullenkord, der die Stahlkonstruktion dicht über der Verankerung absägte und ihm die Kranketten anlegte. Kranführer Wolfgang Link hob das eine Tonne schwere Türmchen vom Dach. Die wenigen Anwohner, die den Transport beobachteten, mögen sich gewundert haben: Zu Beginn seiner kurzen Flugreise wurde der Glockenturm unverhofft immer länger, weil unterhalb der allseits sichtbaren drei Meter weitere vier Meter im Dach des Hauses verbaut waren. Da schwebte das sieben Meter hohe Gerüst hinfort und landete vorsichtig im Vorgarten, wo es fachgerecht zerlegt wurde.
Jetzt steht das Paul-Gerhardt-Haus nach 49 Jahren erstmals und auf Dauer »oben ohne« da. »Die Glocke lagern wir ein, bis wir uns über eine mögliche Folgenutzung im Klaren sind und die Finanzierung steht«, erklärt Dachdeckerei-Chef Axel Toth, der sich auch im Förderverein des Hauses engagiert. Unter den Mitgliedern gebe es Überlegungen, einen separaten Glockenturm zu errichten. Toth: »Das alte Turmkreuz bekommt einen frischen Anstrich und danach einen neuen Platz.« Geplant ist, den Schornstein am vorderen Ende des Giebels mit Naturschiefer zu verkleiden und ihm eine Kaminhaube aufzusetzen. In deren Beton soll das restaurierte Kreuz verankert werden.

Artikel vom 26.10.2006