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Polizeiwache
nachts nicht
mehr besetzt

Hälfte der Kripoleute zieht weg

Von Monika Schönfeld
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Die Polizeiwache in Schloß Holte-Stukenbrock wird statt rund um die Uhr künftig nur noch von 7 bis 22 Uhr besetzt sein, die Hälfte der Kriminalpolizisten (heute sechs) wird nach Gütersloh abgezogen. Das sind die Auswirkungen der Neuorganisation der Kreispolizeibehörde Gütersloh vor Ort, die Landrat Sven-Georg Adenauer gestern bekannt gegeben hat.

»Das ist eine traurige Nachricht«, so der Vorsitzende des Ordnungsausschusses der Stadt, Uwe Thost (CSB-FWG). »Der Landrat hat sich nie zu den Protesten aus Schloß Holte-Stukenbrock geäußert. Weder zur Resolution des Rates, die polizeiliche Präsenz in vollem Umfang wie bisher zu erhalten, noch zu 3000 Unterschriften von Bürgern nimmt Adenauer Stellung.« Thost hält es für einen »Riesenfehler«, die Wache nachts nicht mehr zu besetzen. »Durch die gute Anbindung der Stadt an die Autobahnen ergibt das ein größeres Gefahrenpotential.« Er weist darauf hin, dass das Gebäude der Wache gerade renoviert worden sei, beste räumliche Verhältnisse herrschten. Thost sieht jetzt Mehrkosten durch die Anreise von Gütersloh und mögliche Reibungsverluste in der Kommunikation. »Diese Entscheidung sollte über die großen Parteien, die im Kreistag vertreten sind, zurück genommen werden.«
Klaus Wittenborg hatte am Dienstag 1810 Unterschriften der Bürger im Vorzimmer des Landrats im Kreishaus überreicht, die sich gegen die Schließung der Wache nachts aussprechen. Dazu kommen 1000 Unterschriften, die Jörg Grothaus in Stukenbrock gesammelt hat. Eine Stunde später habe der Landrat Wittenborg angerufen und ihm mitgeteilt, dass die Aktion seine Entscheidung nicht beeinflusse. »Das ist eine bodenlose Frechheit. Der Bürger hat keine Gelegenheit, sich zu wehren, er wird noch nicht einmal angehört«, sagt Klaus Wittenborg. »Selbst wenn 20 000 Menschen unterschrieben hätten, hätte es nichts genützt.« Wittenborg geht davon aus, dass alles schon lange entschieden war, die Meinung der Bürger vor Ort habe nichts gezählt. »Ich fühle mich, als würde ich in der DDR leben.« Der Landrat habe ihm beteuert, er wäre für jeden Bürger da. »Wenn ich anrufe, bekomme ich ihn aber nie an den Hörer.«
Bericht Lokalseite Gütersloh


Kommentar
Bürgermeinung
zählt nichts
»Mehr fahnden statt verwalten« - das kann wohl jeder unterschreiben. Über eine interne Neuorganisation mit schlanker und effektiver Struktur und mehr Leuten im täglichen Einsatz kann nicht wirklich jemand etwas haben. Wer allerdings nachts eine Wache schließt und Kripobeamte nach zehn Jahren effektiver Arbeit nach Gütersloh abzieht, um Schloß Holte-Stukenbrock dann vielleicht wieder aus einem Pool zu bearbeiten, sollte zumindest im Vorfeld darüber mit den Bürgern sprechen. So mutet alles so an, als wäre das längst beschlossen gewesen. Ob es da eine Resolution des Rates gibt oder nicht, wen kümmert das? Wen kümmern 3000 Unterschriften von Bürgern? Durch diese Aktion bekommt das Sicherheitsgefühl der Bürger einen Knacks. Anderseits merken sie, dass ihre Bedenken noch nicht einmal angehört werden. Die Stimme des Bürgers scheint nur gefragt, wenn es bei Wahlen darum geht, dass sie ihr Kreuzchen an die richtige Stelle machen. Monika Schönfeld

Artikel vom 26.10.2006