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Lieneke muss
nicht, aber er
darf punkten

Meister Köln erwartet Baskets

Von Elmar Neumann
Paderborn (WV). Sieben Spiele lang hat Daniel Lieneke auf dieses persönliche Erfolgserlebnis warten müssen. Am Mittwoch in der Max-Schmeling-Halle war es endlich so weit. Mitte des zweiten Viertels verkürzte der Flügelspieler der Paderborn Baskets per Dreier auf 35:40. Nicht irgendein Dreier, sondern die ersten drei Punkte, die dem ehemaligen Salzkottener in der BBL aus dem Feld gelangen.

»Das war ein schönes Gefühl, aber ich hätte auch problemlos darauf verzichten können, wenn wir stattdessen als Sieger aus diesem Spiel hervorgegangen wären«, bestätigt der 25-Jährige seinen Ruf als echter Teamplayer. Seine ersten BBL-Punkte überhaupt liegen übrigens schon etwas länger zurück. Die gelangen ihm bereits beim Heimsieg gegen die Deutsche Bank Skyliners mit zwei Freiwürfen. Weitere dürfen am Sonntag mit dem Gastspiel beim Meister RheinEnergie Köln (17 Uhr, Energy-Dome) gerne folgen.
Fünf Zähler in sieben Spielen und das bei einer Einsatzzeit von insgesamt 42:49 Minuten verdeutlichen allerdings, wo Daniel Lienekes Schwerpunkte liegen (sollen). Steven Esterkamp, Reggie Golson, Sergerio Gipson, Lamar Hurd, Marius Nolte, Mark Patton oder Jordan Collins - sie alle müssen punkten. Daniel Lieneke und auch Bank-Kollege Martin Duggen dürfen punkten. »Wir haben genug Scorer in der Mannschaft. Wenn Daniel und Martin zum Einsatz kommen, sollen sie gut verteidigen und möglichst keine Fehler machen. Druck, Punkte zu erzielen, gibt es für sie nicht. Den haben andere«, sagt Coach Doug Spradley. Umso besser, wenn es trotzdem klappt. Bei Daniel Lieneke landete der fünfte Wurfversuch in dieser Saison (endlich) im Ziel, derweil Duggen derzeit so etwas wie das heißeste Dreier-Händchen der ersten Liga sein Eigen nennen darf. Zehn Minuten und sechs Sekunden stand der Back-up-Pointguard auf dem Feld und versenkte in diesem äußerst knappen Zeitraum drei von vier Dreipunktewürfen, den bislang letzten auch am Mittwoch beim 77:92 gegen ALBA Berlin. Punkten in der BBL - so einfach wie es in Duggens Fall klingt, ist es natürlich nicht. Ganz im Gegenteil. Das weiß Trainer Spradley als ehemaliger Erstliga-Spieler zu genau: »Die eine Sekunde Zeit, die die Spieler in der zweiten Liga hatten, gibt es nicht mehr. Jetzt muss in einer Viertelsekunde die richtige Entscheidung getroffen werden.« Und am besten in den Korb.
Für Daniel Lieneke hat sich noch mehr geändert. Im Basketball-Unterhaus zählte er zur Starting Five und stand regelmäßig an die 30 Minuten auf dem Parkett. In der BBL sind's im Schnitt nur sechs Minuten. Erst gegen ALBA (16 Minuten) durfte das Eigengewächs mal eine richtig große Portion BBL-Luft schnuppern. Probleme hat er mit dieser Entwicklung aber nicht: »Ich wollte am Erlebnis BBL teilhaben. Das ist das Wichtigste und damit bin ich zufrieden. Außerdem ist die Saison lang. Wer weiß, was passiert?«
Ein Frage, die auch vor dem sonntäglichen Auftritt des Aufsteigers in Köln nicht zweifelsfrei zu beantworten ist. »ALBA Berlin hat uns die Grenzen aufgezeigt«, sagt Lieneke, doch er sagt auch: »Wir haben gegen Berlin gesehen, dass wir phasenweise mithalten können. Wenn wir die Zahl der Fehler weiter minimieren, ist in Köln vielleicht etwas mehr drin.«
Immerhin: Es gibt gleich drei Punkte, die Paderborn Hoffnung machen. Erstens steckt Köln die lange Reise zum Euroleague-Spiel bei Dynamo Moskau in den Knochen (68:75). Zweitens wird der Meister auf seinen Kapitän Aleksandar Nadjfeji verzichten müssen und drittens ist der Paderborner Kapitän Tim Black wohl an Bord. »Wir werden das am Sonntag entscheiden. Aber ich hoffe, dass Tim im Hinblick auf das wichtige Heimspiel gegen Nürnberg etwas Spielpraxis sammeln kann«, sagt Spradley. Ob mit Black oder ohne: Gegen Köln müssen die Baskets nicht gewinnen, aber Daniel Lieneke darf wieder punkten.

Artikel vom 28.10.2006