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Aufs Drahtseil
statt in den
Unterricht

Schüler geben zwei Vorstellungen

Von Silvia Scheideler
Ostenland (WV). »Los!«, schreit Alois Caselly den kleinen Jungen an. »Spring! Du schaffst es.« Seine Mitschüler drücken Cederic alle zur Verfügung stehenden Daumen. Er springt. Nur knapp verpassen seine Hände das hin und her schwingende Trapez. »Noch mal«, ruft Casselly. Cederic springt und erwischt die Holzstange. »Bravo«, brüllt der Zirkusdirektor. Der erste Schritt zum Trapezkünstler ist gemacht. Alle 205 Mädchen und Jungen der Grundschule Ostenland sind momentan auf dem besten Weg zu Zirkuskünstlern.

Neben dem Schulhof hat der Mitmach-Zirkus Cassely aus Bielefeld seine Manege aufgebaut. Statt Sach- oder Sprachunterricht stehen in dieser Woche hauptsächlich Drahtseilakte, Tauben- und Hundedressur, Luftreifen-Akrobatik, Clownerie und Voltigieren im Mittelpunkt des Stundenplans. Die Kinder fiebern dem Tag der Aufführung schon entgegen. Aber aufgeregt sind die Jungs und Mädels auch, wenn sie daran denken, am Samstag vor Mama, Papa, Geschwistern, Oma und Opa aufzutreten.
Die werden garantiert richtig staunen, wenn sie sehen, was die Grundschüler innerhalb von nur einer Woche gelernt haben. Kein einziger Zirkus-Profi wird bei der Galavorstellung auftreten. Ganz alleine bestreiten die Schüler das Programm - von der Moderation bis hin zur Pferdenummer.
Geübt wird direkt im Zirkuszelt. Neben den Proben im Luftreifen laufen Schüler in die Manege ein und üben die Verbeugung vor dem Publikum. Gleich nebenan nimmt Jessica Casselly, Tochter des Zirkusdirektors, Schüler auf dem Drahtseil an die Hand. Noch ein bisschen trainieren, dann können Shary (7) und Lisa-Christin (7) gleichzeitig und freihändig einen Knicks auf dem dünnen Seil zeigen. Eileen (9) kann sogar schon ein Spagat auf dem Seil hinlegen.
Miriam liegt besonders die Kunst am Trapez. Die Viertklässlerin hat keine Probleme damit, in schwindelnder Höhe Künststücke zu vollführen. Sie macht sogar noch Platz auf dem Trapez für zwei weitere Mädchen.
Aus den Zuschauerreihen werden die Proben aufmerksam von den Klassenkameraden verfolgt. »Zirkus ist mal was anderes als Schule«, sind sich Mirja (10) und Ann-Kathrin (10) einig. »Und noch besser als Sportunterricht.« Dem können die Jungs nicht ganz zustimmen: »Fußball ist noch besser«, meinen die.
Das einwöchige Gastspiel des Projekt-Zirkus Caselly hat der Förderverein der Schule möglich gemacht. Mehr als 1500 Euro hat der Verein für das Vorhaben zur Verfügung gestellt. Pro Kind mussten die Eltern so statt zwölf nur vier Euro zum Projekt beisteuern.
Zweimal öffnet sich am Samstag, 28. Oktober, der Vorhang für die große Galavorstellung, zunächst um 11 Uhr und ein weiteres Mal um 14 Uhr. Eingeladen sind nicht nur die Verwandten und Freunde der jungen Künstler, alle Interessierten können die jeweils eineinhalbstündige Zirkusshow an diesem Tag genießen. Für Erwachsene kostet der Eintritt sechs Euro, Kinder zahlen vier Euro.
Nach den Vorstellungen bietet der Förderverein der Ostenländer Grundschule Würstchen vom Grill sowie Kaffee und Waffeln an. Der Erlös aus diesem Verkauf ist für die vielfältigen Aufgaben des Vereins bestimmt.

Artikel vom 27.10.2006