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Super-Konto für alle Töchter

Bürgermeister will interne Bank im Bad Lippspringer Rathaus gründen

Von Karl Pickhardt
Bad Lippspringe (WV). Bürgermeister Willi Schmidt will im Bad Lippspringer Rathaus eine interne Bank gründen. Das Geld sämtlicher Stadt-Töchter wie MZG oder Marketing GmbH landet auf einem gemeinsamen »Super-Konto«, von dem sich alle Beteiligten bedienen. Mit dem Konzept »Cash Managements« betritt Bad Lippspringe finanzpolitisches Neuland in Ostwestfalen-Lippe.

»Das ist wie in einer Familie, in der die eine Tochter auf ihrem Konto ein Guthaben führt und die andere in roten Zahlen lebt«, erläuterte Bürgermeister Willi Schmidt (57) nach einer Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses das neue Konzept, bei dem Bad Lippspringe wie ein Konzern geführt wird. So kassiere die eine Tochter für ihr kleines Guthaben kleinere Zinsbeträge, während die andere teure Kreditzinsen auszubringen habe. In der Not hilft damit die eine Tochter der anderen.
Auf ein so genanntes »Masteraccountkonto« zahlen die Stadt Bad Lippspringe als Mutter sowie das Medizinische Zentrum für Gesundheit (MZG), der Eigenbetrieb Abwasser, die Vermögensverwaltungsgesellschaft sowie die Marketing GmbH ihre Guthaben ein. »Da geht es schnell um zwei bis drei Millionen Euro« weiß der Bürgermeister.
Mit Summen dieser Größenordnung will der Bürgemeister bei Bad Lippspringer Geldinstituten weitaus bessere Zinskonditionen erkämpfen als die einzelnen Töchter mit ihren kleineren Beträgen. »In unsere Stadtkasse fließen ständig Einnahmen aus Steuer, Gebühren oder Knöllchen ein, die wir gewinnbringend verzinsen wollen«, so Schmidt.
Den einzahlenden Töchtern biete die stadtinterne Bank höhere Zinsen als sie bisher im »Einzelkampf« erzielten. Im Gegenzug könne die Stadt-Bank ihren Töchtern bei Bedarf das Geld zu niedrigeren Zinsen leihen als ein Geldinstitut.
Die Stadt-Bank ist natürlich keine grenzenlose »Wundertüte« für die beteiligten Töchter. Sie dürfen je nach Finanzkraft nur auf bestimmte Höchstsummen zurückgreifen. Im Haupt- und Finanzausschuss Bad Lipppringe nannte Schmidt diese Höchstsummen: MZG 1,5 Millionen Euro, Eigenbetrieb Abwasser 100 000 Euro, Vermögensverwaltungsgesellschaft und Marketing GmbH jeweils 50 000 Euro.
Das Bündeln aller Töchter-Gelder wird nach Angaben von Bürgermeister Willi Schmidt außerhalb von Ostwestfalen-Lippe schon in einigen Kommunen dieses Bundeslandes und in den meisten Industrie-Konzernen angewandt. Das Düsseldorfer Innenministerium prüfe derzeit aber noch, ob das Verquicken aller Töchter-Finanzen legitim sei.
Die Bad Lippspringer Rathaus-Fraktionen wollen nun das Konzept des »Cash Managements« beraten. Eine politische Entscheidung trifft der Badestädter Rat voraussichtlich am 6. November.

Artikel vom 25.10.2006