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Solist Hanrath erntet Bravo-Rufe

Junge Sinfoniker beeindrucken bei viel beachtetem Konzert in Rietberg

Rietberg (joz). Weiterentwickelt haben sie sich auf jeden Fall. So konnte den mehr als 100 teilnehmenden Musikern der Jungen Sinfoniker am Sonntag unter der Leitung von Bernd Wilden ihr sehr lobenswertes Sinfoniekonzert im Rietberger Schulzentrum Nepomucenum gelingen. Sie hatten neben hervorragenden Stücken ja auch den brillanten Saxofonisten, Simon Hanrath, als Solisten im Programm.

Wohltuend zu bemerken war, dass der Prozess der jugendlichen Begeisterung der Jungen Sinfoniker gerade in Bezug auf das Meistersinger-Vorspiel von Richard Wagner (1813-1883), trotz vieler zumeist falsch geführter ideologischer Diskussionen pro oder contra Wagners Musik, seit ihrer letzten Arbeitsphase nicht abgerissen ist. Dem unverkennbar einmaligen künstlerischen Wert dieses festlich strahlenden Klangwunders von einem Vorspiel wurden sie spürbar gerecht. Nach seinen warm und rund geformten, ersten Tönen ließ anschließend der Solist Simon Hanrath im Allegro modrato des Concerto Es-Dur, op. 109 für Saxophon und Orchester von Alexander Glasunow seine ersten wunderbar gebundenen Läufe quellen. Dezent antwortende Stakkati mündeten in ruhige Melodik sowie zauberhaft chromatische Koloraturen. Im Andante sowie im abschließenden Allegro fielen mal langsam, mal schnell immer wieder die in kunstvoller Spannung kommunizierenden Gegensätze expressiver und nach innen gerichteter Interpretationen auf. Sowohl für seine geniale Improvisation als auch die virtuos gestalteten Läufe in Pqueña Czarda von Pedro Iturralde erntete Hanrath Bravorufe aus dem Publikum. Auch die sowohl von Schmerz und Verzweiflung gezeichnete als auch von Sehnsucht und Hoffnung schwellende Sinfonie Nr. 5 d-moll, op. 47 von Dimitri Schostakowitsch erfuhr unter Wildens Leitung die ihr gebührende, interpretatorische Konzentriertheit. Spiegelt der tiefe Ernst im Moderato auch des im Jahre 1937 dreißigjährigen Komponisten eigenes bedroht sein vor der »Stalinistischen Säuberungswelle« wider, rührte seine Musik kontinuierlich - wenn auch zwischen oder hinter den gespielten Klängen - an Wesentlichem. Und auch die im Nachhinein grotesk wirkenden nach der Angabe in der Partitur »mit aller Kraft« im Unisono mit großer Bläserbesetzung gespielten Marschrhythmen konnten ebenso wie aus dissonanten Decrescendi gebärende Mollharmonien in Endlosigkeit weisender Pianissimi nur immer wieder die menschliche Gewissheit in Anbetracht schwerer Prüfungen stärken. Tröstende Flötensoli, die menschliche Identität weckende Harfenklänge oder beschwichtigende Klarinetten tauchten nach dem Abflauen des Lauten auch im Allegretto sowie im Largo immer wieder auf. Die im Allegro non troppo sich entlarvende destruktive sowie auch desillusionierende Konformität führte nach bedrohlichen Schlagzeug-, Trommel- und Paukenwirbeln und kompromisslosen Becken in das schrille Fortissimo des gesamten Orchesterapparates, bis die in der Quarte gestimmte Pauke sowie der Dirigent den Abschlusshöhepunkt bestimmten.

Artikel vom 25.10.2006