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Chaos und Verwirrung auf der Bühne

Verwandlungskomödie »Und ewig rauschen die Gelder« feierte Premiere in Atteln

Atteln (jr). Wie man gekonnt den britischen Sozialapparat aushebelt, aber wie leicht diese kriminelle Tat auch in ein chaotisches Verwirrspiel ausarten kann, erfuhren 220 Zuschauer bei der Premiere der Farce »Und ewig rauschen die Gelder« von Michael Cooney. Die Freizeit-Schauspieler der »Theattelner«, die ihr zehnjähriges Bestehen feiern, sorgten bei der Erstaufführung für beste Unterhaltung und schmerzende Lachmuskeln im ausverkauften Saal der Altenauhalle.
Diese war mit ausrangierten Requisiten des Arbeitsamtes - nach Attelner Tradition passend zum Theaterstück - dekoriert, um die Zuschauer schon vor der Aufführung auf die Handlung einzustimmen.
»Sie überschütten mich mit Geld und ich kann nichts machen«, beklagt sich der Arbeitslose Eric Swan zu Beginn des Stücks mit unnachahmlicher Unschuldsmiene über die spendable Sozialverwaltung. Deren Geld nimmt er jedoch gerne in Empfang, ganz nach dem Motto »25 000 Euro pro Jahr steuerfrei«. Eric Swan, der von Stephan Buchmann mit großer mimischer Ausdruckskraft überzeugend verkörpert wird, steht im Mittelpunkt der Farce »Und ewig rauschen die Gelder«.
Obwohl Eric vor zwei Jahren seine Arbeit verloren hat und es nicht übers Herz brachte, dies seiner Frau Linda (Doris Drake) zu gestehen, kommt die finanzielle Rettung rasch. Der wöchentliche Scheck vom Sozialamt für seinen nach Kanada ausgewanderten Untermieter Hubert Thomson ist für ihn wie ein Wink des Himmels. Angespornt durch den plötzlichen Geldregen beginnt Swan eine zweite Karriere als Virtuose auf der Klaviatur Sozialverwaltung.
Zum Vergnügen des Publikums wird Swan im Laufe der Handlung immer erfinderischer, die Lücken und Nischen des durchlässigen Sozialapparates zu erkunden. So dichtet er bei einem Anruf beim Amt seinem jetzigen Untermieter Norman Bassett (Frank Junker) drei Kinder und eine Ehefrau an und täuscht Normans Tod vor (»Norman ist vom Baum gefallen«), um die Witwen- und Hinterbliebenenrente zu kassieren.
Alles läuft nach Plan, bis plötzlich der Außenprüfer des Sozialamtes Mr. Jenkins (Gerd Bauer) vor der Tür steht und das Chaos seinen Lauf nimmt. So muss der pfiffige Eric Swan spontan in die Rolle seines ehemaligen Untermieters schlüpfen, um auch noch an dessen Erwerbsunfähigkeitsrente zu gelangen. Leichter gesagt als getan - von seinem ersten Rollentausch an häufen sich die Missverständnisse und doppeldeutigen Dialoge mit jeder Person, die sein schickes Wohnzimmer betritt. Fast jeder wird für eine andere Person gehalten, nur Erics scheintoter Untermieter Norman und Uncle George (Herbert Schopohl), der ihn mit Krankenhausformularen beliefert, sind in seine Machenschaften eingeweiht und übernehmen selbst auch andere Rollen. Gelegentlich erfordert das ständige Verwechslungsspiel die ganze Aufmerksamkeit des Zuschauers, um nicht den roten Faden der Handlung zu verlieren. Damit das Geheimnis gewahrt bleibt, werden Vertreter des Sozialamtes auch mal eingesperrt oder mit Tee und Sherry abgefüllt.
Ein besonderer Höhepunkt des Stücks ist Frank Junker als Mrs. Swan. Um seinem Vermieter Eric zu helfen, verkörpert dieser in Umstandskleidern und Perücke die rüstige Mrs. Swan. Trotzdem spitzt sich alles auf eine Katastrophe zu und Erics Betrug droht aufzufliegen, bis eine Überraschung am Ende für ein nicht mehr erwartetes Happy-End sorgt.
Wer diese unterhaltsame Verwechslungs- und Verwandlungskomödie der »Theattelner« um Regiesseurin Christel Bauer sehen möchte, hat dazu noch am Freitag, 27. Oktober, und am Samstag, 28. Oktober, jeweils um 20 Uhr die Gelegenheit. Karten im Vorverkauf gibt es bei Renate Simon, Ruf 05292/932652 oder an der Abendkasse.

Artikel vom 25.10.2006