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Die Mautflüchtlinge ausbremsen

Bundesstraßen 1, 68 und 7 ab sofort für schwere Brummis gesperrt

Salzkotten/Lichtenau (WV). Mautflüchtlinge von der A 33 und A 44 sollen im Kreis Paderborn ausgebremst werden. Ab sofort sind deshalb die Strecken der B 1 zwischen Geseke und Paderborn sowie die Strecken B 68, B 7 zwischen Paderborn, Lichtenau und Warburg für Lkws ab 12 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht gesperrt.

Die entsprechenden Schilder wurden gestern am Kreisverkehr zwischen Geseke und Salzkotten sowie an der Abfahrt von der B 64 zur B 68 (Warburger Straße Richtung Lichtenau) aufgestellt.
Denn die Lkw-Fahrer müssen bereits an den Abfahrten über die für sie gesperrten Bundesstraßen informiert werden. Von der Sperrung nicht betroffen sind örtliche Ziel- und Quellverkehre. Letztere dürfen im Umkreis von 75 Kilometern des Beladeortes die Bundesstraßen befahren.
Landrat Manfred Müller, Lichtenaus Bürgermeister Karl-Heinz Wange und Salzkottens Bürgermeister Michael Dreier hoffen nun, dass der Verkehrsversuch die gewünschte Wirkung zeigt und die Innenstädte von Lichtenau und Salzkotten entlastet werden.
Hintergrund: Nach Einführung der Maut im Januar 2005 hatten die Klagen über zunehmenden Lkw-Verkehr auf Bundes- und Landstraßen innerhalb des Kreisgebiets zugenommen. Insbesondere die Bürger von Lichtenau und Salzkotten hatten sich beschwert. Es folgten intensive Gespräche des Landrats und der Bürgermeister mit NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke, der dann im März grünes Licht gab für den jetzt angelaufenen Verkehrsversuch.
Zuvor hatten Verkehrszählungen ergeben, dass die Anwohner mit ihrer Einschätzung richtig lagen. Bereits im Mai vergangenen Jahres waren vom Kreis Paderborn und der Stadt Salzkotten insgesamt drei Zählungen über jeweils 24 Stunden in der Innenstadt von Salzkotten durchgeführt worden. Ergebnis: Rund 100 mautpflichtige Lkw mit mehr als 12 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht meiden die Autobahnen A 33 und A 44 und brausen täglich durch Salzkotten.
Bestätigt wurden diese Zahlen durch eine im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST) sowie der Ingenieurgruppe IVV (Aachen) vorgenommene Auswertung der im Zuge von Bundes- und Landesstraßen eingerichteten Dauerzählstellen auf der L 776 in Richtung Flughafen (unmittelbar vor der Abfahrt »Wewelsburger Straße«) und der B 68 zwischen Grundsteinheim und Lichtenau.
Anhand der Messwerte der Dauerzählstelle auf der B 68 wurde für Lichtenau eine deutliche Zunahme von nahezu 50 Prozent festgestellt.
Nach Untersuchungen des Landes NRW konnte eine Verlagerung von Schwerlastverkehr infolge der Mautgebühr festgestellt werden. Danach fahren täglich auf der B 1 zwischen PB und Geseke zwischen 150 bis 250 LKW. Auf der B 68 zwischen Paderborn und der Landesgrenze Hessen sind es zwischen 50 und 250 LKW täglich, die auf die Bundesstraße ausweichen.
Aufgrund dieser Untersuchungsergebnisse hatte Landesverkehrsminister Oliver Wittke entschieden, in NRW außerhalb von Autobahnen zwar keine Mautpflicht einzuführen. Seine Empfehlung lautete stattdessen, auf ausgewählten Strecken einen Verkehrsversuch zur Feststellung des tatsächlichen Mautausweichverkehrs durchzuführen. Dieser Verkehrsversuch ist jetzt im Kreis Paderborn gestartet.
Die dazu erforderliche Verkehrsanordnung wurde von den zuständigen Stellen erteilt und ist vom Landesbetrieb Straßenbau.NRW und dem Autobahnamt in Hamm umgesetzt worden.
Um die Wirkung des Verkehrsversuchs abschließend beurteilen zu können, wird er mit Verkehrszählungen begleitet. Landrat Manfred Müller kündigte zudem Polizeikontrollen an, um die Einhaltung des Durchfahrtsverbots für Lkw zu überprüfen.

Artikel vom 25.10.2006