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Den LSB strategisch neu ausrichten

»Neben den Sportverbänden sollen künftig auch die Sportbünde Mitglied im LSB sein.«»Es wird in vielen Bereichen der heutigen Zeit angepasste Veränderungen geben.«Walter Schneeloch, Präsident des LandesSportBundes NRW, stattete dem Mühlenkreis gestern einen Besuch ab. Im Kreishaus in Minden sprach er mit dem Landrat und Mitgliedern des Kreissportausschusses.

Für Präsident Walter Schneeloch gilt: neue Besen kehren gut - Besuch im Mühlenkreis

Von Volker Krusche (Text und Fotos)
Kreis Minden-Lübbecke (WB). Im Vergleich mit seinen Vorgängern Richard Winkels oder Willi Weyer ist er noch ein »Greenhorn«. Doch Walter Schneeloch, seit gut einem Jahren Präsident des LandesSportBundes NRW, lässt sich trotzdem nicht davon abhalten, neue, zukunftsorientierte, vor allen Dingen aber auch den Sport sichernde Wege zu gehen.

Gestern weilte der 59-Jährige, der beruflich als Sportdezernent beim Regierungspräsidenten Köln tätig ist, im Mühlenkreis. Sein Antrittsbesuch, auch wenn Schneeloch nach seiner Wahl zum LSB-Präsidenten am 25. Juni vergangenen Jahres schon zweimal im östlichsten Kreis seines Wirkungsbereiches weilte. Diesmal allerdings löste er in erster Linie ein Versprechen ein, dass er dem Vorsitzenden des Kreissportbundes Minden-Lübbecke, Prof. August-Wilhelm Meyer, bei der LSB-Sportabzeichen-Ehrung im Mindener Stadttheater gegeben hatte. Damals sagte er seine Teilnahme an der Jahreshauptversammlung des KSB, die gestern Abend in der Lübbecker Stadthalle stattfand (Bericht folgt), zu. Und wenn man schon mal da ist, dann nimmt man auch gern die eine oder andere Einladung wahr. So war Walter Schneeloch am Vormittag zu Gast beim Landrat des Kreises Minden-Lübbecke, Wilhelm Krömer, wo er in Anwesenheit von Mitgliedern des Kreissportausschusses sowie des KSB-Vorstandes bei einem sportpolitischen Diskurs zum Thema »Was ändert sich nun, Herr Präsident« Stellung nahm.
Nach gut einem Jahr seiner neuen Tätigkeit hat Schneeloch längst die Weichenstellung für notwendige Veränderungen zur Sicherung des Sports in Nordrhein-Westfalen vorangetrieben. Kopfzerbrechen bereitet dem Vizepräsidenten des (neuen) Deutschen Olympischen Sport-Bundes (DOSB) dabei aber die wirtschaftliche Entwicklung des LSB. Rund 50 Prozent des Etats werden durch Einnahmen aus dem »Spiel 77« abgedeckt. Kalkuliert hatte man diesmal mit 25 Millionen Euro. »Doch es wird wesentlich weniger sein, als zu Jahresbeginn erwartet«, sieht Schneeloch den LSB in Sachen Haushalt 2007 »im Tal der Tränen«. Verständlich, dass er einer der größten Unterstützer der Innenminister ist, die sich massiv für die Beibehaltung des staatlichen Monopols bei Sportwetten einsetzen. »Eine Liberalisierung in diesem Bereich würde bedeuten, dass uns die komplette wirtschaftliche Grundlage genommen wird.«
Finanziell hat der LSB derzeit größere Probleme, insbesondere bei der Liquidität. »Es fehlen rund 2,5 Millionen Euro.« Um die Finanzen bis zur Mitgliederversammlung im Juni kommenden Jahres wieder auf Kurs zu bringen, hat Schneeloch eine Unternehmensberatung aus Köln damit beauftragt, den LSB wirtschaftlich »auf den Kopf zu stellen« und nach entsprechendem Einsparpotenzial zu suchen. Ein Weg, der auch bei Landrat Wilhelm Krömer auf Zustimmung stößt. »Toll, dass man sich auf diese Art und Weise selbst in die Pflicht nimmt.«
Die Finanzen zu ordnen und den LSB mit einer wirtschaftlich sicheren Basis zu versehen, ist aber nur ein Punkt, den Walter Schneeloch derzeit angeht. Damit verbunden ist auch eine mögliche Zusammenlegung mit den »Töchtern«. Dort seien fast die gleichen Personen wwie im LSB sowohl im Bildungswerk als auch in der Sporthilfe tätig. Gerade die Sporthilfe müsse gewisse Dinge überdenken. So unterhält sie noch heute die Sportklinik in Hellersen, die inzwischen aber längst defizitär arbeitet. »Da gehen jährlich Millionen rein«, ärgert sich Schneeloch. Geld, mit dem man für den Sport in Nordrhein-Westfalen viel bewirken könnte. Das ehemalige sportmedizinische Aushängeschild Hellersen ist im Vergleich mit vielen anderen Kliniken längst in der Normalität versunken. Im benachbarten Lüdenscheid gebe es zum Beispiel ein sehr viel stärker frequentiertes Top-Krankenhaus. »Was vor 20 Jahren gut oder richtig war, muss es heute nicht auch noch sein«, hebt Schneeloch mahnend den Finger.
Aber auch in anderen Bereichen will der LSB-Präsident alte Zöpfe be- oder gar ganz abschneiden. Dazu zählt auch das Präsidium des LandesSportBundes, »dem bei meinem Antritt als Präsident neben den 18 stimmberechtigten Mitgliedern noch mal die gleiche Zahl an kooptierten Mitgliedern angehörten. Letztere habe ich erst mal gestrichen.« Besser gesagt, Schneeloch gründete für sie eine sportpolitischen Beirat, in dem sie sehr viel besser aufgehoben sind. Aber auch dem 18-köpfigen LSB-Präsidium geht es an den Kragen. »Das werde ich auf sieben oder acht Mitglieder reduzieren. Die sollen dann in ihren Fachbereichen als Vizepräsidenten tätig sein.« Abbau des Wasserkopfes nennt der Volksmund diese Maßnahmen, die beim Bürger sicherlich Anklang finden werden. Neben der Reduzierung in der Gremienstruktur auf ein Mindestmaß soll es dann bestimmte Projekte Arbeitsgemeinschaften geben.
Daneben sollen dem LSB künftig neben den Sport-Verbänden auch die Bünde der Kreise, Städten und Gemeinden angehören. »Ein sportliches Verbundsystem als Dienstleister der Vereine. Die Vereine entsenden Vertreter in Verbände und Bünde und haben somit die Möglichkeit der Mitgestaltung im LSB.« Walter Schneelochs strategische Ausrichtung heißt auch das Selbstverständnis zu überprüfen und Recourcen zu schützen. »Der LandesSportBund wird 2007 60 Jahre alt. Da gilt es neue Strukturen zu schaffen, mit neuen Strategien und neuer Organisation,« gibt sich Schneeloch kämpferisch. »Wir müssen den LSB für die nächsten Jahrzehnte zukunftsfähig aufbauen. Ein Prozess, der überfällig ist.«

Artikel vom 24.10.2006