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Starke fürchtet die »Club«-Serie nicht

Elfmeterschießen in Magdeburg: Nach dem Fehlschuss von Roel Brouwers wehrte Tom Starke den Strafstoß von Kallnik mit dem Fuß ab. Der SCP gewann am Ende 8:7.

Gäste seit April ungeschlagen - 232 000 Euro TV-Geld

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). »Bonus, Zugabe, Kür« - wenn Paderborns Torhüter Tom Starke über das heutige Pokalspiel (Anstoß: 19.30 Uhr, Hermann-Löns-Stadion) gegen den 1. FC Nürnberg redet, kommt ein Wort nicht über seine Lippen: Pflicht. »Wir werden heute Abend hochkonzentriert in die Partie gehen, aber als kleiner SC Paderborn haben wir keinen Druck. Wir müssen nicht in die dritte Runde, der Club schon.

Seit dem 23. April in zwölf Pflichtspielen ungeschlagen und Fünfter in der ersten Bundesliga: Die Bilanz des neunfachen Meisters ist beeindruckend, dem hält Paderborns Nummer 1 aber auch diese Zahl entgegen: »Von acht Bundesligaspielen in dieser Saison haben die auch nur zwei gewonnen. Deshalb ist das noch längst keine Übermannschaft.«
Für Tom Starke ist es erst die vierte DFB-Pokalbegegnung, in dem er als Aktiver zwischen den Pfosten steht. Mit den Amateuren von Bayer Leverkusen verlor er gegen den VfB Stuttgart (0:3) und den FC St. Pauli (1:2 n.V.), der erste Erfolg gelang erst mit dem SC Paderborn 07: Am 9. September, beim 8:7-Sieg nach Elfmeterschießen beim Regionalligisten 1. FC Magdeburg. Nach 120 Minuten stand es 1:1, dann verschoss Roel Brouwers und Tom Starke war doppelt gefordert. »Einen Ball musst du als Torhüter in einem Elfmeterschießen sowieso halten, jetzt mussten es eben zwei sein«, blickt der Dresdner zurück. Er hielt den Schuss von Mario Kallnik, ein paar Minuten später traf Marcel Probst das Tor nicht und der SC Paderborn 07 zog in die zweite Runde ein. Damit glückte auch die Premiere des neuen Trainers Roland Seitz, der zum ersten Mal auf der Bank saß und Mühe hatte, genug Schützen zu finden. »Bis auf René Müller wollte keiner schießen. Nur der war schon ausgewechselt worden«, erinnert sich Starke. Die Angst vor dem Schuss war's nicht, eher der Bammel vor einer Blamage. Denn gegen einen Erstligisten kann man rausfliegen, bei einem Drittligisten, so sieht es Starke, ist ein Weiterkommen absolute Pflicht.
»Kür« ist dagegen die heutige Pokalpartie gegen die »Clubberer«. Selbstvertrauen brachte der »Last-Minute-Punkt« in Essen. Ähnlich wie Seitz sagt auch Starke: »So ein moralischer Sieg lässt eine Mannschaft noch enger zusammenrücken.« Auch in Richtung Trainer. Dessen Art war für viele Spieler Anfangs gewöhnungsbedürftig, mittlerweile findet Starke Gefallen daran. »Er ist sehr direkt und sagt offen, was er denkt. Aber so weiß jeder sofort, wo er dran ist.«
Hält die Nürnberger Unentschieden-Serie auch in Paderborn, fällt die Entscheidung wieder vom Elfmeterpunkt. Tom Starke hat sich seit der Auslosung zwar intensiver mit dem Club von der Noris beschäftigt, welche Ecke Marek Mintal, Robert Vittek oder Jawhar Mnari bevorzugen, weiß er aber noch nicht. »Das ist Sache von Zsolt Petry. Unser Torwart-Trainer wird mir schon eine kleine Liste machen«, ist der 1,94 Meter große Keeper überzeugt. Wobei es fragwürdig ist, ob solche Informationen weiterhelfen. Vor zehn Tagen, beim 1:2 gegen die TuS Koblenz, schoss Anel Dzaka den entscheidenden Strafstoß ins linke Ecke. Aus gemeinsamen Leverkusener Zeiten wusste Starke aber noch ganz genau: »Seine Lieblingsecke war da immer rechts.«
Der Familienvater, der seit April mit Freundin Melanie sowie den beiden Kindern Nick (3) und Lina (1) in Paderborn lebt, ist noch bis 2008 an den SC Paderborn gebunden, besitzt aber eine Ausstiegsklausel und kann für eine festgeschriebene Summe in die erste Liga wechseln. »Das ist mein erklärtes Ziel«, gibt Starke unumwunden zu, sagt aber auch: »Warum soll das nicht mit dem SCP klappen?« Wichtig für den 25-Jährigen sind dabei zwei Faktoren: gute Personalpolitik und Fertigstellung des Stadions. »Solange dem Verein so gute Transfers wie zuletzt mit Röttger, Koen, Bröker oder Esajas gelingen, wird hier Bundesligafußball gespielt. Der nächste Schritt geht aber nur in der neuen Arena.«
Das nötige Kleingeld kann der SC Paderborn 07 am »leichtesten« im DFB-Pokal verdienen. Allein an TV-Geld kämen in Runde drei zu den bereits kassierten 174 000 Euro weitere 232 000 Euro hinzu.

Artikel vom 25.10.2006