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Tritt gegen den Torhüter

Paderborn: Tom Starke hat tiefe Platzwunden und Prellungen

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Die Verletzungsserie beim Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07 reißt nicht ab. Gestern, beim 2:0 (1:0)-Heimsieg über die SpVgg Unterhaching, mussten Linksaußen Erwin Koen (42.) und Torhüter Tom Starke (50.) vorzeitig raus. Damit fehlen Trainer Roland Seitz mittlerweile sieben Spieler.

Besonders schlimm erwischte es am Sonntag im Löns-Stadion den Schlussmann. Tom Starke hatte sich fünf Minuten nach der Pause das Leder vor dem heranstürzenden Michal Kolomaznik gefischt. Doch der tschechische Nationalspieler, der sich den Ball nach einer schlechten Annahme selbst zu weit vorgelegt hatte, zog voll durch, traf den Kopf von Starke, der danach benommen liegen blieb und nur auf einer Trage den Platz verlassen konnte. Der verletzte Kapitän René Müller, selbst Stürmer, war danach außer sich: »Ich habe mir die Fernsehbilder angeschaut, das war eine klare Rote Karte. Kolomaznik hatte in dieser Szene überhaupt keine Chance, noch an den Ball zu kommen.« Absicht wollte Hachings Trainer Heribert Deutinger seinem Spieler allerdings nicht unterstellen: »Michal hat noch nie einen Spieler ernsthaft verletzt.«
Dann war es am Sonntag das erste Mal. »Tom Starke sieht aus wie ein Preisboxer und hat auf der rechten Gesichtshälfte schwere Prellungen und mehrere tiefe Platzwunden«, sagte Geschäftsführer Michael Born. Noch am Abend wurde Starke im Vincenz-Krankenhaus geröntgt und hatte doch noch etwas Glück. Der Verdacht auf einen Jochbeinbruch bestätigte sich nicht.
Ob er am Freitag, im Gastspiel bei Tabellenführer Karlsruher SC, schon wieder zwischen den Paderborner Pfosten stehen kann, ist aber völlig ungewiss. Genauso wie die Einsatzchancen von Müller. Der hat zwar wieder mit dem Lauftraining begonnen, doch das linke Sprunggelenk ist noch nicht schmerzfrei. »Immer wenn ich schieße, habe ich Probleme«, sagte Müller. Beim Spielführer gibt es noch Hoffnung, mit Innenverteidiger Dusko Djurisic rechnet Seitz auch langfristig noch nicht. Für die kommende »Englische Woche«, mit den Spielen in Karlsruhe (Freitag), gegen Rostock (7. November) und in München (10. November), plant Seitz ohne den Serben, allerdings ganz fest mit Außenstürmer Erwin Koen. Der Holländer musste gestern zwar bereits nach 41 Minuten mit einer Blockade im Rücken runter, doch der Coach ist optimistisch: »Erwin ist bis Freitag wieder fit.«
Die zahlreichen frühen Ausfälle schwächen den SCP nicht nur, sie werfen auch das taktische Konzept des Trainers immer wieder durcheinander. Gestern sollte bereits zehn Minuten nach der Pause zur Absicherung der Defensive Markus Krösche für den offensiven Benjamin Schüßler kommen. Damit wollte Seitz das Risiko minimieren, musste aber bis zur 72. Minute warten: »Nach Starkes Ausfall hatte ich nur noch diese eine Option. Da war mir das Risiko zu groß, so früh zum dritten Mal zu wechseln.«
Damit konnte der 42-Jährige von der Bank aus nicht mehr reagieren und war seiner bislang auffälligsten Stärke beraubt: »Ich bin ein Trainer, der das Spiel ganz gut lesen kann, aber durch solche Dinge wird das Konzept völlig über den Haufen geworfen«, ärgerte sich Seitz. In Magdeburg, gegen Offenbach, Köln, in Essen oder zuletzt gegen Nürnberg wechselte der Fußballlehrer immer genau die Spieler ein, die später trafen oder die Vorarbeit zum Tor lieferten. Das nennt man ein »glückliches Händchen«, gestern war's dafür ein glücklicher Sieg.

Artikel vom 30.10.2006