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Musikalische Vielfalt in
wechselnder Besetzung

»Forum Lied«: Abschlusskonzert mit großen Talenten

Gütersloh (WB). Ihre schon sehr schön ausgebildeten Stimmen brachten die 13 am 5. Kursus Liedinterpretation teilnehmenden Gesangstudenten der Detmolder Musikhochschule in ihrem diesjährigen Abschlusskonzert am Sonntag im Kammermusikraum der Musikschule zu Gehör.

Die gesamten 33 »Liebesliederwalzer« der op. 52 und op. 65 von Johannes Brahms (1833-1897) standen zu der in diesem Jahr letzten Veranstaltung der Reihe »Forum Lied« auf dem Programm Brahmsscher Vielseitigkeit. Gegensätzlich und variationsreich nahmen sich auch die unterschiedlichen Titel von verhaltenen bis vorwärts drängenden, schnell fließenden bis gebremst innehaltenden und auch klangmalerisch ausgeschmückten bis reduzierten 32 Vertonungen nach Gedichten des Hausdichters von Brahms, Georg Friedrich Daumer, aus. Lediglich das Kunstlied »Zum Schluss: Nun, ihr Musen, genug«, das das zweite Heft der »Neuen Liebesliederwalzer« abrundet, ist nach einem Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe vertont.
Sehr reizvoll ging auch die der kompositorischen sowie textlichen Divergenz entsprechende interpretatorische Vielfältigkeit ständig wechselnder Solo-, Duo-, Trio-, Quartett- und großer Unisonobesetzungen vonstatten. Hatte doch jeder Kursusteilnehmer schon alle 33 Liebesliederwalzer für den diesjährigen Kursus der Liedinterpretation vorbereitet.
Begleitete in der ersten Konzerthälfte Adriana Lang gemeinsam mit Professor Peter Kreutz die sich ständig neu formierenden Sängerensembles vierhändig am Klavier, fiel dieser Part nach der Pause Young-Shin Lee zu. Dem Gesangsquartett zum beginnenden »Rede, Mädchen, allzu liebes« erzeugte mit dem anschließenden »Am Gesteine rauscht die Flut« ein drängendes Vorwärtsstreben. »O die Frauen« erklang in vokalisch öffnenden Tenor-Bass-Duos.
Auf das Sopran-Alt-Duo von »Wie des Abends schöne Röte« folgte jener erste musikalische Höhepunkt, der aus den sanften Übergängen der Männer- und Frauenstimmen des Quartetts in »Die grüne Hopfenranke« resultierte und in der innigen Melancholie des reinen Moll unisono aufgenommen wurde. »Ein kleiner, hübscher Vogel« gelang so keck, dass er zum imaginären Mittanzen einlud. Zu guter Letzt wurden nach dankbarem Applaus zur Zugabe sogar noch vier Tenöre mit den die Unisoni anmutig unterbrechenden Soloparts beauftragt.
Überhaupt waren die großen Unisoni wie zum Beispiel in »Flammenauge, dunkles Haar« von jenem einmaligen Einklang geprägt, den man wirklich selten hört. Goethes abschließendes, ebenfalls im Unisono gesungenes »Zum Schluss: Nun, ihr Musen, genug« führte nach einer sphärischen Klangqualität des über die Romantik hinaus und in eine neue Klassik hinein Wachsens in eine Quinte, die in einem warmen Terzausklang entschwand.
Johannes Zoller

Artikel vom 24.10.2006