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Heinrich und Ilse Müller betrachten gemeinsam mit Gudrun Maldaner, der neuen Hausbesitzerin (l.), den Plan für den Umbau des Hauses.

Eine Ära geht zu Ende -
Modehaus Müller schließt

Wohnungen für Senioren entstehen im Haus

Pr.Ströhen (WB). Nach 73 Jahren schließt Ende Oktober das über Pr. Ströhen hinaus bekannte Textil- und Modehaus Müller seine Tore. Seit einigen Wochen läuft der Ausverkauf, wobei alle Waren mit Preisnachlässen angeboten werden.

»Was nicht weggeht, wird in den letzten drei Tagen versteigert«, sagen Heinrich und Ilse Müller, denen der Schritt zur Aufgabe ihres Familienunternehmens nicht leicht gefallen ist. Inzwischen aber wurde das Haus an eine Grundstücksgesellschaft verkauft, deren Geschäftsführerin Gudrun Maldaner vom Seniorenheim Gärtner es umbauen und mit sechs Service-Wohnungen ausstatten will. Das Steuerberatungs-Büro Hilmer-Krebs-Woltmann bleibt im Obergeschoss des Hauses, wird nur räumlich etwas verlegt.
Mit Bedauern sieht die Bevölkerung die Schließung des Hauses. Es ist das letzte Textilhaus, das in Pr. Ströhen der allgemeinen Konjunkturflaute und der Entwicklung zu immer größeren Unternehmen zum Opfer fällt.
Heinrich und Ilse Müller versuchten schon seit einigen Jahren, einen Pächter für ihr Haus zu finden. Mit dem im nächsten Monat beginnenden Umbau durch die Grundstücksgesellschaft hoffen sie, den richtigen Schritt getan zu haben, um in Pr. Ströhen geeigneten Wohnraum für alte und behinderte Menschen zu schaffen. Die erste der sechs Wohnungen ist bereits vergeben. Alle Wohnungen erhalten übrigens einen eigenen behindertengerecht gestalteten Außeneingang. Der Ausbau erfolgt innerhalb der alten Außenmauern des Hauses, wobei die bisherige Schaufensterfront wieder der Hofanlage zugeordnet wird.. Zehn Einstellplätze für Parkmöglichkeiten werden geschaffen.
Die Familie Müller bleibt in ihrem 1976 hinter dem Geschäftshaus errichteten Wohnhaus, wohin an der Grenze zum Anwesen Logemann eine neun Meter breite Zufahrt mit Parkmöglichkeiten angelegt wird. Gudrun Maldaner zeigte sich zuversichtlich, dass der Umbau des Hauses bis zum nächsten Frühjahr abgeschlossen ist.
Heinrich und Ilse Müller wollen sich künftig dem Ruhestand und ihrer Familie, Kinder und Enkelkinder, widmen. Es waren die Eltern von Heinrich Müller, Heinrich und Frieda Müller, die 1933 das Geschäft mit Manufaktur- und Modewaren eröffneten. Durch Fleiß und Tatkraft schafften sie es, ihr Haus bald zu einem Begriff für guten Einkauf und vorbildlichen Kundendienst zu machen.
Der Krieg brachte einen Rückschlag, der nach der Währungsreform 1948 mit doppelten Einsatz der Familienmitglieder und Mitarbeiter wieder wettgemacht wurde. So wurden 1954 die Verkaufsräume durch einen Anbau vergrößert und ein Jahr später in Spenge eine Filiale eröffnet, die von Tochter Marlies und Schwiegersohn Günter Spreen geführt wurde.
Sohn Heinrich, ausgebildeter Einzelhandelskaufmann mit Fachschulabschluss der Textilfachschule Nagold, übernahm 1964 mit seiner Frau Ilse das Familienunternehmen. Im Jahre 1971 führten sie eine Modernisierung der Verkaufsräume durch. Besonderen Wert legten die beiden immer auf eine individuelle und persönliche Beratung ihrer Kunden. Sie schlossen ihr Unternehmen dem Einkaufsverband »hadeka« an, um den Kunden gute Angeboten machen zu können.

Artikel vom 21.10.2006