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Mit vollem Einsatz ins Mittelalter

»Stand-Up Historian« Magister Rother stellt seinen neuen Roman vor

Von Christina Schlüter
Espelkamp (WB). »Ein frühlingshafter Hauch lag an diesem Nachmittag über der Stadt Sirmione. Während weiter im Süden Italiens, in den Marken oder selbst in der Toskana längst die staubige Hitze des Sommers Einzug gehalten hatte, waren die Farben hier noch frisch. Der nachdenkliche Mann liebte die kleine Stadt und ihre Burg an der Spitze.«

Dieser Mann ist Magister Wasmod von dem Knesebeck, Protagonist des mittelalterlichen Mystery-Thrillers »Der Weg nach Altamura«, aus dessen ersten Kapitel die oberen Zeilen stammen. Autor dieses Buches ist Stephan M. Rother, der sein neuestes Werk mit höchstem Unterhaltungswert in der Stadtbücherei vorstellte. Rother versetzte sich in die Rolle von Magister von dem Knesebeck. Der ist unterwegs auf einer Mission im mittelalterlichen Italien, als päpstlicher Legat einer Verschwörung auf der Spur. Man glaubt, das Ende sei nahe, der Engelspapst wird kommen, die Kirche zu reinigen. Es häufen sich beunruhigende Vorkommnisse während im Hintergrund der Erbe der Markgrafschaft Altamura lauert. Ein Roman voller Figuren, deren Identität längst nicht klar ist.
Näheres wollten die Besucher, die zur Lesung in der Bücherei eingetroffen waren, erfahren, als Rother bereits hinter den Bücherregalen lauerte. Verkleidet in dem Gewand seiner Romanfigur, wagte er sich hervor. So begann das Erlebnis, das Deutschlands einziger »Stand-up Historian« den Besuchern mit der Lesung seines neuen Werkes »Der Weg nach Altamura« versprochen hatte. Rother, studierter Historiker, Schriftsteller und Vortragskünstler ist mit Kabarettprogramm und Lesungen seit etwa zehn Jahren auf Deutschlands Bühnen zu sehen. Seine Frau, in der Espelkamper Stadtbücherei tätig, näht ihm die dafür benötigten Kostüme, wie auch das Gewand, das er an diesem Abend trug. Er lebt in der Lüneburger Heide, bewegt sich beruflich auf mittelalterlichem Terrain und kam nun nach Espelkamp, um seinen neuen Roman, der an seinen ersten Mystery-Thriller »Der Adler der Frühe« (2000) anknüpft, zu präsentieren.
»Der Weg nach Altamura«, sagt er, hinter einem Pult stehend, dann doch häufiger auf und ab gehend, »ist nervenzerfetzend spannend«. Das könne er behaupten, weil er das Buch mehrfach gelesen habe, fügt er mit ironischem Unterton hinzu. Seine Romane sind mit Augenzwinkern und einer Prise Humor geschrieben. Die Leser seines ersten Mystery-Thrillers schmunzelten vielleicht, als sie von den Figuren Agnetha, Björn, Benny und Annafried (Mitglieder der schwedischen Pop-Gruppe ABBA) lasen und später ein Pferd mit dem Namen »Fernando« auftauchte. Während seines Programms streute er einige Lacher ein, indem er mittelalterliche Gesetze und skurrile Eigenarten mit vollem Körpereinsatz beschrieb und das Publikum einbezog. So bat er eine der Bibliothekarinnen nach vorne und übte sich als Minnesänger.
Wenn es zu Beginn noch so schien, als wolle Rother von historischen Tatsachen und Geschehnissen sprechen, nahm er zuletzt Sänger und Politiker der Neuzeit auf den Arm. So wurde seine Präsentation zu einem historisch angehauchten Kabarettprogramm, bei dem aktuelle Themen in den mittelalterlichen Rahmen gestellt wurden. Persönliche Erlebnisse prägten das abwechslungsreiche Programm des Abends.
Magister Rother, so sein Künstlername, gelang es, den Zuhörern nicht nur einen Einblick in das Geschehen seines Romans sondern auch eine humorvolle kabarettistische Darbietung zu geben.

Artikel vom 21.10.2006