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150 Jahre Bücherei an der Emmer

Heimatverein bei Gewerbeschau vertreten -ÊBürgerstiftung gibt Dokumentation heraus

Von Harald Iding
Steinheim (WB). Heute stehen mehr als 10 000 Romane, Kinder-, Jugend- und Sachbücher sowie moderne Medien (CD) allen wissbegierigen Bürgern Steinheims in der Bücherei zur Verfügung. Dabei gab es Zeiten, wo nur wenige Menschen die Chance hatten, im Kerzenschein den Zeilen auf dem Papier zu folgen.

An die wechselvolle Geschichte der Bücherei in der Emmerstadt möchte die neue Bürgerstiftung erinnern, die passend zum Start der Gewerbeschau am heutigen Samstag eine interessante Dokumentation zum 150-jährigen Geburtstag der beliebten Einrichtung kostenlos weitergibt. Die ersten »druckfrischen Exemplare« stellte gestern Nachmittag Stadtheimatpfleger in die Ausstellungsregale der Stiftung und des Heimatvereins, der bei der großen »Messe an der Emmer« mit einem eigenen sehenswerten Stand vertreten ist. Der Verein um den Vorsitzenden Erhard Potrawa ist von Anfang an, also schon seit der ersten Auflage der Gewerbeschau vor 18 Jahren, mit von der Partie.
Die 20-seitige Dokumentation konnte mit finanzieller Hilfe der Stadt Steinheim und der Volksbank Bad Driburg-Brakel-Steinheim erstellt werden und ist als Heft Nummer 58 unter anderem bei der Gewerbeschau erhältlich. Stadtheimatpfleger Johannes Waldhoff, der seine Liebe zur Heimat schon in so vielen Publikationen zum Ausdruck gebracht hat, fand bei seinen Recherchen heraus, dass sich in Steinheim im Jahre 1856 ein »Borromäusverein« gegründet hatte. »Das ursprüngliche Ziel war nicht der Aufbau einer Leihbücherei, sondern das Heranführen an eigene Bücher und die Schaffung einer eigenen Hausbücherei. Für ihren vollen Beitrag erhielten die Mitglieder seinerzeit Bücher als Jahresgabe, die sie aus jährlich vorgelegten Listen mit oft 1500 Titeln aussuchen konnten.« Hinzu kam halbjährlich ein Verzeichnis geeigneter Schriften als Beratung zu weiterem Selbsterwerb. »Erst die daraus anfallenden Provisorien ermöglichten dem Ortsverein den Aufbau einer Leihbibliothek«, führt Waldhoff weiter aus.
Als im Jahre 1872 die Vikarie am Kirchplatz erbaut wurde, bekam der Borromäusverein darin einen eigenen Raum. Waldhoff: »Vereins- und Büchereileiter waren stets die jeweiligen Vikare, unterstützt durch ihre Haushälterinnen.« Mit der heute üblichen »Freihand-Bibliothek« hatte die damalige Ausleihe-Praxis aber nichts gemein. Die einheitlich in schwarzes Packpapier eingeschlagenen Bücher wurden im Wandschrank aufbewahrt, zu dem niemand außer dem Leiter Zugang hatte. Allein der Ausgebende entschied darüber, wer welches Buch lesen konnte -Êindem er die »geistige Reife und die Vorbildung des Lesers« einschätzte. Noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg war das gängige Praxis, gleichgültig ob es sich um staatliche, kommunale oder kirchlich geführte Büchereien handelte. Heute ist die Bücherei für jeden offen und bietet an fünf Tagen in der Woche mit einem jungen, sechsköpfigen Team eine breite Auswahl an Buchtiteln und anderen Medien.
Die Steinheimer Gewerbeschau wird heute um 10 Uhr mit den Ehrengästen feierlich eröffnet. Auch das WESTFALEN-BLATT ist mit einem Stand vertreten.

Artikel vom 21.10.2006