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»Blutskizzen« faszinierten
die Warburger Krimi-Fans

Preisgekrönter Autor Norbert Horst las im Haus Böttrich

Warburg (tab). Der Deutsche Krimipreis-Träger Norbert Horst war am Freitagabend zu Gast im Haus Böttrich in Warburg. Vor 40 Krimifreunden las er aus seinen Büchern »Todesmuster« und »Blutskizzen«.

Zwei Stunden trug der Autor Auszüge aus seinen Romanen vor. Norbert Horst ist eigentlich Kriminalhauptkommissar bei der Polizei in Bielefeld. Eigentlich. Denn der zweifache Familienvater aus Bünde schreibt auch Kriminalgeschichten. Norbert Horst ist ein deutscher Krimiautor, der in kurzer Zeit mit zwei bedeutenden Preisen ausgezeichnet wurde. Für seine erste Veröffentlichung »Leichensache« erhielt er den Friedrich-Klauser-Preis 2004. Mit Roman Nummer zwei, »Todesmuster«, sicherte er sich den Deutschen Krimi-Preis 2006, Platz eins national.
»Todesmuster« ist ein plausibel konstruierter Polizeiroman. Im Blickpunkt der Erzählung steht Konstantin Kirchenberg, Kriminalhauptkommissar aus Nordrhein-Westfalen. Kirchenberg ist ein sehr zurückgenommener, uneitler Ich-Erzähler. Seine Sprache ist nüchtern. Die Geschichte ist auf das Notwendigste konzentriert. Die Erzählweise ist karg. »Ich habe in meinen 32 Dienstjahren als Polizeibeamter viele Eindrücke gesammelt«, sagte der Buchautor und ergänzte: »Ich war bei der Mordkommission tätig, habe drei Jahre im Streifenwagen in Düsseldorf gesessen, habe Aus- und Fortbildungsseminare geleitet. Heute bin ich im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig.« Norbert Horst kennt den Dienst der Polizei in- und auswendig. »Ich habe oft hinter Türen geguckt, die sonst niemand zu Gesicht bekommt«, berichtete der 50-Jährige.
Sein geschulter Blick hinter die Kulissen lieferte ihm den Stoff für den Inhalt seiner Bücher. Polizeiarbeit authentisch zu beschrieben und vor allem dadurch Spannung zu erzeugen - das ist das besondere Markenzeichen von Norbert Horst. Er setzt in seinen Werken Kriminalbeamte in Szene, die erfrischend normal ihrem Handwerk nachgehen. Da werden Polizisten von einem Polizisten beschrieben, mit all ihren Stärken und Schwächen, auch im persönlichen Umgang untereinander. Zwischen Leichengeruch, Schnapsflaschen und Fliegen tauchen die Toten auf. Norbert Horst verbindet das Außergewöhnliche des Mordes mit den vielen kleinen Alltäglichkeiten im Polizeidienst.
In seinem neuen Werk »Blutskizzen« dreht sich alles um das Thema »Perspektiven«. Wie kommt die Welt in unseren Kopf? Der Einstieg beginnt mit einer Polizeiübung. Spannung, Nervenkitzel pur. »Das ist eine echte Herausforderung für jeden Beamten. Da hat jeder einen Puls von 200«, erläuterte Horst. »Blutskizzen« - das ist Polizeiarbeit bei der Aufklärung von Serienmorden. In Warburg hat der Autor diesen Krimi erst zum dritten Mal vor Publikum gelesen. Zupackende Erzählungen, protokollartig, witzig und mit einem feinen Gespür für Ironie - das sind die Kennzeichen, die wie gewohnt auch sein neues Werk auszeichnen.
»Leichensache« hat Norbert Horst aus dem Bauch heraus geschrieben. »Bei Todesmuster hab ich angefangen, mir Notizen zu machen«, sagte er am Rand der Autorenlesung. »Gute Dialoge fallen mir in den unmöglichsten Situationen ein. Wie an Heiligabend. Während der Christmette hatte ich eine super Idee. Die hab ich dann auf dem Gemeindeblatt festgehalten«, erinnerte sich Norbert Horst, lächelte und fügte hinzu: »Meine Frau und die beiden Kinder haben ihre Augen verdreht.« Seitdem hat der Krimiautor immer einen Block und sein Diktiergerät in der Tasche.
Veranstalter der für das Publikum äußerst faszinierenden Autorenlesung im Haus Böttrich war die Arbeitsgemeinschaft der Katholischen öffentlichen Büchereien aus Warburg und Borgentreich. AG-Sprecher Johannes Sonntag zog eine positive Bilanz: »Es war klasse, optimal. Ich hatte aber auch nichts anderes erwartet.«

Artikel vom 23.10.2006