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Tiefschläge auf das Zwerchfell

Volker Pispers erhält tosenden Beifall

Von Ingo Schmitz
Beverungen (WB). Kabarettist Volker Pispers schafft es wie kein anderer seines Metiers, den Politikern ihre Fehlentscheidungen mit genialem Wortwitz und brutaler Offenheit um die Ohren zu schlagen. Davon konnte sich am Freitagabend das Publikum in der Stadthalle Beverungen überzeugen.

Der 48-jährige Künstler prophezeite seinen Zuhörern gleich nach den ersten humoristischen Tiefschlägen auf das Zwerchfell zum Thema »Unterschicht«: »Wer jetzt schon Probleme hat, für den wird es ein ganz schwerer Abend.« Pispers sollte Recht behalten -Êan manchen Stellen seines Programms mit dem Titel »Bis neulich« blieb den Zuhörern das Lachen im Halse stecken.
Mit seinem freundlichen Lächeln und seinem harmlosen Plauderton wickelte Pispers das Publikum um seinen Finger. Ungeschönt und mit tiefsinnigen Wortspielereien gespickt hielt er den Gästen bei vielen Themen den gesellschaftskritischen Spiegel vor: »Die Deutschen jammern zu viel. 80 Prozent der Weltbevölkerung beneidet uns um unser Niveau -Êeinschließlich unserer Vor- und Nachfahren.« Zum Thema Steuern meinte er: Diese könnten nicht hoch genug sein, solange die Deutschen noch genug Geld hätten, sich Bücher von Fernsehmoderatorin Eva Herman zu kaufen.
Außerdem argumentierte Pispers: »Steuersenkungen schaffen keine Arbeitsplätze. Steuern müssen nicht gesenkt, sondern bezahlt werden.« Er rechnete vor, dass jährlich 80 Milliarden Euro Steuern hinterzogen würden. Apropos rechnen: Ihr Fett bekamen auch die Statistiker beim Thema Rente weg. Die Politik mache sich zu sehr von deren Berechnungen abhängig. »Die Suppe müssen aber die Bürger auslöffeln!«
Investmentbanker, Unternehmensberater, Manager und Aktienanalysten -Êauch bei diesen Berufsgruppen nahm Pispers kein Blatt vor den Mund: »Würden die nach Leistung bezahlt, würden alle verhungern.« Kein gutes Haar ließ Pispers an der Gesundheitspolitik: »Radsportler, die dopen, werden ausgeschimpft -Êdie zeigen aber wenigstens Leistung!«
Nach der Pause widmete sich Pispers den USA und bekannte: »Mein Antiamerikanismus ist nicht oberflächlich.« Die komplette zweite Hälfte nutzte er, um dem Publikum seine Meinung über die »Weltpolizei« zu verdeutlichen. »Die Amis können keine Maschinen bauen, die Zettel zählen können. Ihre Bomben aber erreichen ihr Ziel mit chirurgischer Präzision.«
Nach einem tosenden Schlussbeifall ging Pispers in der Zugabe auf die Lehrer ein: »Die meisten müssen wie Dompteure in viel zu großen Klassen arbeiten. Wir brauchen keine neuen Lehrpläne, sondern deutlich mehr und vor allem gutes Personal!«
Wer nach diesem Abend vom »Volker-Fieber« erfasst sein sollte, muss bis zu seinem nächsten Auftritt im Kreis Höxter fast ein Jahr warten. Das Kulturbüro OWL in Altenbeken präsentiert den Kabarettisten am Donnerstag, 13. September 2007, in der Stadthalle Residenz in Höxter. Dann heißt es wieder »Bis Neulich« -Êmit einer aktualisierten Fassung. Man darf gespannt seinÉ

Artikel vom 23.10.2006