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Ein Kabarettist und sein Traum vom Glück

Kabarettist Arnim Töpel möchte »rechtzeitig gehen«

Von Michel Winde (Text und Foto)
Löhne (LZ). Arnim Töpel ist bescheiden. Zu Beginn seines Auftrittes in der Werretalhalle am Donnerstagabend im Rahmen der Sonderbar richtete der vielfach ausgezeichnete Kabarettist und Pianist eine Bitte an Gott: »Lieber Gott, schenk mit ein Mädchen mit Benz.«

Doch nicht der Wunsch nach einem Sportwagen war der Grund für seinen Auftritt in Löhne. Eigentlich war er gekommen, um sich mit seinem aktuellen Programm ÝRechtzeitig gehenÜ auf die Suche zu machen. Auf die Suche, nach seiner Zukunft. »Wir planen und regeln alles Mögliche und wappnen uns dabei nicht für die Zukunft«, stellte der ehemalige Radio-Talker fest. Dabei werde die Zukunft doch so lang. »Die goldene Hochzeit, das ist bald erst Halbzeit.«
Doch Arnim Töpel möchte selbst entscheiden wie, wo und mit wem er alt wird. Deshalb hat er sich entschlossen, in ein leeres Dorf umzuziehen. Man solle ja aufhören, wenn es am schönsten ist. »Darum kommt nach gemeinsamen Feiertagen und Urlauben bei Paaren auch oft die Trennung.« Um in seinem Dorf doch glücklich zu werden, suchte Töpel am Donnerstag etwa 300 sympathische Mitbewohner, die ihn begleiten.
Rechtzeitig gehen, das heißt pünktlich. »Doch ist pünktlich auch immer zur rechten Zeit? Vielleicht meint es die Bahn nur gut mit uns?«, grübelte Töpel. Der Neid all derer, die nicht mit ins Dorf kommen dürfen, sei ihm schon sicher. Denn »unser Hauptproblem wird sein, wir haben keins. Was, wenn das die anderen mitkriegen?« Es würde Neid entstehen. »Und was machen wir im Dorf? Wir lassen uns in Ruhe.«
Eins ist für Arnim Töpel jedoch enorm wichtig: »Wir haben von allem zu viel und von einem zu wenig: Schlaf.« Deshalb solle das Wappentier im Dorf der Siebenschläfer sein. »Wir alle werden einen Winterschlaf von September bis Mai halten um ein ausgeglichenes Jahr zu verleben«, stellte Töpel sich vor. Es sei schlimm, dass wir uns von Politikern regieren lassen, die sich damit brüsken, nur vier Stunden am Tag zu schlafen. »Jedem Lkw-Fahrer hätte man längst den Führerschein entzogen«, stellte Töpel fest. Was in Deutschland jetzt gebraucht werde, sei eine Naturkatastrophe oder drei Monate Zwangsurlaub für alle. »Allein was wir an Herrn Beckmann, Herrn Schmidt und Frau Christiansen sparen, das reicht für ein Jahre Zahnersatz für alle.«
Arnim Töpel war schon Gast in Löhne, bevor er überhaupt richtige Auftritte hatte und bekannt war. »Dirk Hinke von Kulturamt hat mich bereits damals engagiert«, erinnerte sich Töpel.
Am 23. und 24. November wird Michael Krebs mit seinem Programm ÝVom Wunderkind zum SpätentwicklerÜ in der Werretalhalle gastieren.

Artikel vom 21.10.2006