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Von Zen zum Waffenhandel

Krimi-Autor Oliver Bottini zu Gast beim Gütersloher Literaturverein

Gütersloh (joz). Mit Gelassenheit im Ton las der Autor Oliver Bottini auf Einladung des Literaturvereins am Mittwochabend in der Stadtbibliothek aus seinem bislang zweiten Krimi um die Kommissarin Louise Bonì »Im Sommer der Mörder«.

Dieser ist als Fortsetzung von Bottinis preisgekröntem, ebenfalls im Scherz Verlag erschienenen Debüt »Mord im Zeichen des Zen« zu verstehen. Es sei bemerkt, dass sich die alles andere als pseudoemanzipatorisch charakterisierte Protagonistin mit bi-nationalen Wurzeln weiterentwickelt hat.
Begann der vor knapp zwei Jahren erschienene Debütroman noch mit der trinkenden Alkoholikerin Louise, endete dieser mit deren Entzug in einem elsässischen Zen-Kloster. Sollen Zen und Buddhismus - Bottini verfasste umfangreiche Sachbücher zu diesen Themen - nun en passant belletristisch vermittelt werden? »Ich bin kein Buddhist und habe auch meine Probleme mit Zen«, räumte der 1965 in Nürnberg geborene und heute in München lebende Bottini direkte diesbezügliche Intentionen gegenüber der moderierenden ersten Vorsitzenden des Literaturvereins, Elke Corsmeyer, aus. Dennoch hat sich Louise zu Beginn von »Im Sommer der Mörder« auf die Bewusstseinsstufe der trockenen Alkoholikerin weiterentwickelt.
Auch das Eröffnungsszenario des letzteren, von vielen Rezensenten als noch besser eingestuften Krimis eskaliert zum grandiosen Einstiegsbild. Gegensätzlicher als das schon den Debütroman eröffnende und diesen wie im Voraus spiegelnde Bild eines japanischen Mönchs, der, von einem verzweifelten Dorfpolizisten beobachtet, in Kutte und Sandalen durch das Schneetreiben nahe Freiburg taumelt, könnte der Beginn des Folgenden nicht sein.
Nicht Kälte sondern die unglaubliche Hitze des nächtlichen Brandes eines Heustadels nahe Kirchzarten dominiert den von Bottini beeindruckend gelesenen Prolog. Auch hier zeichnet sich im Gefahr verheißenden Schattenbild der Flammen sowie in den ersten Sonnenstrahlen vom anbrechenden »Tag im Anblick der Zerstörung, die Brände anrichten können« schon wie eine latente Vorahnung ab, was sich auch nach und nach als unkontrollierbare Bedrohung im Roman enthüllt. Schien der Heuschuppenbrand zunächst von den Feuerwehrleuten unter Kontrolle gebracht zu sein, hätten diese nicht vermutet, dass kurz darauf ein ganzes unter der Glut noch befindliches, riesiges Waffenlager explodieren würde.
Da der russische Feuerwehrmann Lew Gubnik bei der Explosion zu Tode kommt, wird der Fall des Brandes in der Provinz auch ein Fall für die Kripo. Die Waffen waren serbischer Herkunft und wurden mit Semtex-Sprengstoff hochgebombt. Die Freiburger Polizei, die gerufen wird, bringt neben ihrem Ermittlungsapparat auch Gerüchte mit, die einer, der die Kanäle kennt, gestreut hat. Nazis! Ex- jugoslawische Waffenhändler? Terroristen?
Die hoch spannenden Ermittlungen im Verlauf des mit dem Thema der Demokratie sich befassenden Romans schlagen den Bogen von der verschlafenen Provinz im deutsch-französisch-schweizerischen Dreiländereck bis in Netzwerke des internationalen Terrorismus nach Pakistan.

Artikel vom 20.10.2006