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Ärger wegen der Platzvergabe

Paul Dorenkamp: Als heimischer Schausteller auf Pollhans nicht vertreten

Von Bernd Steinbacher
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Ich bin in diesem Jahr mit nicht einem Fahrgeschäft auf Pollhans vertreten gewesen«, sagt Paul Dorenkamp. Er ist deshalb sehr verärgert. Es könne doch nicht sein, dass ein heimischer Schausteller nicht berücksichtigt werde, meint er und betont, in allen Städten gelte das ungeschriebene Gesetz, dass heimische Firmen bei Kirmes oder Märkten immer berücksichtigt würden. Als Beispiele nennt er Paderborn oder auch Lippstadt.

Warum, so fragt er, stünden mehrere Marktbeschicker jedes Jahr auf dem Pollhans-Platz, und er als Einheimischer dürfe in manchen Jahren nicht. Die Antwort liefert er gleich mit: »Seit Ferdinand Lakämper Ordnungsamtsleiter ist, gibt es für mich Probleme bei der Platzvergabe. Er hat ein Dorenkamp-Problem«, formuliert der Inhaber des alteingesessenen Schaustellerbetriebes an der Tenge-Rietberg-Straße.
Dieser Darstellung widerspricht die Stadtverwaltung vehement. Beim Beigeordneten Bernhard Gebauer war der Schausteller zwei Tage vor Pollhans-Beginn. »Ich habe mir trotz anderer Termine Zeit genommen, und mich mit ihm unterhalten«, sagte Beigeordneter Gebauer gestern auf Anfrage. Er habe ihm deutlich gemacht, dass so kurzfristig gar nichts zu bewegen sei. Große Fahrgeschäfte brauchten Planungssicherheit, deshalb erfolge die Vergabe langfristig. Nicht einer allein sei dafür zuständig, sondern die Beratung der Vergaben erfolgten gemeinsam durch Beigeordneten, Ordnungsamtsleiter und Marktmeister.
Ordnungsamtsleiter Ferdinand Lakämper betont, dass er persönlich nichts gegen Paul Dorenkamp habe. »Es gibt keine Differenzen.« Als Ordnungsamtsleiter sei er an die gesetzlichen Bestimmungen gebunden. Man halte sich an die Gewerbeordnung. Ortsansässigkeit sei aber kein Kriterium, jedes Jahr auf dem Platz zu stehen. Es gebe in jedem Jahr viel mehr Bewerbungen von Schaustellern mit Fahrgeschäften, als berücksichtigt werden könnten. »Mal hat einer Glück, mal Pech.« Diesmal habe eine der Absagen eben Herrn Dorenkamp getroffen.
Lakämper erklärt, dass am Anfang seiner Amtszeit die Stadtverwaltung eine »rechtlich fragwürdige Vereinbarung« mit dem Schausteller, dass er jedes Jahr auf Pollhans sein dürfe, aufgehoben habe. Das von Dorenkamp angerufene Verwaltungsgericht in Minden habe der Stadt, beim Einräumen einer Übergangsfrist, schließlich Recht gegeben. Die Vereinbarung sei wegen des Widerspruchs zur Gewerbeordnung nicht haltbar gewesen.
Bei einigen Klagen anderer Schausteller habe das Gericht der Stadt empfohlen, Vergaberichtlinien aufzustellen. Das sei dieses Jahr geschehen.
Bereits bei der Verabschiedung der Marktordnung im Mai dieses Jahres hatte Lakämper deutlich gemacht: »Eine Bevorzugung heimischer Gewerbetreibender bei rein städtischen Veranstaltungen sei nicht zulässig.« Er könne verstehen, dass ein ortsansässiger Schausteller traurig sei, nicht auf Pollhans sein Geschäft zu haben, doch eine solche Bevorzugung gebe es nicht.
Marktmeister Karl Keßler sagte ganz deutlich: »Keiner hat das Recht auf einen Stammplatz.« Der Pollhansplatz ist begrenzt, wegen der Wege sei nur eine bestimmte Tiefe von Fahrgeschäften möglich. Zu große Geschäfte könnten beispielsweise nicht genommen werden. Doch ebenso wichtig sei das Bemühen, eine große Vielfalt und einen Wechsel bei Fahrgeschäften, Unterhaltungsbuden und Essen zu haben. Wegen der Vielfalt gehe das Bestreben auch dahin, zum Beispiel nur einen Autoscooter auf Pollhans zu haben. Bei mindestens fünf Bewerbern blieben immer welche auf der Strecke. Die Verärgerung verstehe er nicht. »In den vergangenen zehn Jahren hat Dorenkamp bestimmt mindestens fünf- oder sechsmal mit einem Fahrgeschäft auf Pollhans gestanden, auch 2004 und 2005«, sagt Keßler. Im Sinne des Wechsels seien auch andere Schausteller an der Reihe.
Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen im Schaustellergewerbe - er erzählt von Bestechungen, Absprachen, Klagen und Entlassungen von Verantwortlichen, schließt dabei Schloß Holte-Stukenbrock aber ausdrücklich aus - fordert Paul Dorenkamp die Politik auf, doch genau hinzuschauen, wenn es um die Platzvergabe für Pollhans geht. In anderen Städten sei das besser gelöst. Entweder, der Verantwortliche für die Platzvergabe sei nur einige Zeit im Amt, oder ein ganzer Vergabeausschuss sei zuständig. In Brakel gebe es zum Beispiel einen Vergabeausschuss, in dem auch Bürger neben Vertretern aus Verwaltung und Politik sitzen. Dort gehe alles sehr korrekt zu, wie auch in Paderborn. Auch dort sei es selbstverständlich, dass heimische Fahrgeschäfte berücksichtigt würden.
Er zahle in Schloß Holte-Stukenbrock Gewerbesteuer, habe aber in diesem Jahr weder Autscooter oder Musikexpress aufbauen dürfen. Dafür sei ein Bielefelder Unternehmen genommen worden, er habe aber in Bielefeld keine Chance. Das hält Dorenkamp für unfair.

Artikel vom 20.10.2006