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»Jedes Foto erzählt seine Geschichte«

Geschichtswerkstatt Exter weiter auf Informationssuche - große Resonanz auf Präsentation

Von Joachim Burek
Vlotho-Exter (VZ). Für jedes ortsgeschichtliche Archiv sind sie inzwischen unverzichtbar: die Fotos, die Heimatgeschichte ein Gesicht geben, Ereignisse und bauliche Veränderungen in der Stadt oder Heimatgemeinde dokumentieren. »Die Geschichtswerkstatt Exter verfügt über einen beachtlichen Fundus historischer Fotos, die genau dokumentiert sind. Mit dabei sind aber auch Aufnahmen, zu denen uns jegliche Schlüsselinformationen fehlen«, ist August-Wilhelm König auch hier auf Spurensuche.
Der Musikzug der Vlothoer Feuerwehr bei einem Festumzug. Wer weiß, wann und wo dies gewesen ist?

»Hinter jedem dieser Fotos ohne Namen steckt eine Geschichte, die erzählt werden will, wir müssen sie nur finden«, erläutert der Heimatforscher seine Motivation für diese aufwändige Recherche. Aus diesem Anlass hatte die Geschichtswerkstatt am Dienstagabend interessierte Vlothoer zu einer Präsentation in die Tennishalle nach Exter eingeladen. Dort stellte Geschichtswerkstatt-Mitglied Wilfried Sieber, der den Foto-Fundus digitalisiert hat, die noch »stummen« Fotodokumente per Beamer dem Publikum vor.
»Die Resonanz hat uns sehr gefreut. Von den mehr als 30 Anwesenden gab es soviele Tipps und Hinweise, dass wir an diesem Abend gar nicht alle Fotos besprechen konnten«, zog August-Wilhelm König im Gespräch mit der VLOTHOER ZEITUNG eine rundum positive Bilanz. Unter anderem war sogar ein Mindener mit einer historischen Postkarte, die das Fachwerkhaus »Alt Heidelberg« zeigt, erschienen. Die Karte stamme vom Großvater des Besuchers, dessen Familie früher einmal Eigner des Hauses gewesen sei, berichtete König von einem dieser glücklichen Zufälle dieses Abends.
»Viele Hinweise haben wir auch zum Thema ÝStadtsanierung in den 70er JahrenÜ erhalten. Wir sind im Besitz zahlreicher Aufnahmen, die den Abriss von Häusern in der Innenstadt zeigen, die wir heute nicht mehr zuordnen können«, so König. Zahlreiche Zuhörer hätten hier mit genauen Benennungen weiterhelfen können, wobei aber oft das Datum des Abrisses offen blieb. »Es ist schon erstaunlich, wie vieles bereits nach 30 Jahren in Vergessenheit geraten ist«, staunte der Heimatforscher.
Weiter gekommen sind die Historiker der Geschichtswerkstatt auch bei einer Aufnahme, die Lastkähne und Anlagen einer Drahtseilbahn am Weserufer bei Deesberg zeigt, wo heute nur noch Fundamentreste zu »bewundern« sind. Vermutlich zeige das Foto die Verladestelle des Kieswerks am Kiesteich in Uffeln, das dort vor dem Zweiten Weltkrieg betrieben worden sei. Dort habe man den Kies per Drahtseilbahn über die Weser zur Verladung nach Vlotho gebracht, hatten kundige Zuhörer angemerkt. »Vielleicht gibt es noch weitere Hinweise zu diesem Thema«, hofft König. Je mehr Hinweise und Informationen er und seine Mitarbeiter bekämen, um so mehr verdichte sich das Gesamtbild und die Geschichte hinter dem Foto könne erzählt werden.
Ähnlich geht es ihm auch mit weiteren stummen Zeitzeugen aus seinem Fotoarchiv. Da ist beispielweise der unbekannte Cabrio-Fahrer wohl aus den 20er oder 30er Jahren, der sein schickes Auto auf der Valdorfer Straße im Bereich Heiler Berg spazieren fuhr und vor die Linse eines Fotografen geriet.
Aufgrund der hervorragenden Resonanz am Dienstagabend und der vielen noch unbesprochenen Fotos steht für August-Wilhelm König jetzt schon fest: »Die Veranstaltung wird auf jeden Fall wiederholt.« Wer weitere Infos zu den Fotos hat, kann sich an Wilfried Sieber wenden, % 0 52 28 /636.
www.gwexter.org

Artikel vom 20.10.2006