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Harte Arbeit in
Altenpflege
prägte »Dulli«

Seelsorger ist seit 50 Jahren Diakon

Von Dieter Wehbrink
Levern/Haldem (WB). Er zählt durch seine vielen Auftritte zu den bekanntesten Pastoren in der Region - doch viele Menschen wissen gar nicht, dass Pastor i.R. Wilhelm »Dulli« Dullweber auch ausgebildeter Diakon ist.
Wilhelm Dullweber im Jahr 1957 im Stefansstift unter dem Zeichen der Diakonie.

Jetzt feierte der frühere Seelsorger in Levern sein 50-jähriges Diakon-Jubiläum. Zu den Gratulanten zählten unter anderem Superintendent Dr. Rolf Becker und Stemwedes Stellvertretende Bürgermeisterin Hildegard Hüsener. Besonders gerührt war Dullweber, als Pastor Thomas Horst mit seinen Konfirmanden erschien. Die Jugendlichen sangen zu Ehren des Jubilars ein »Diakon-Lied«. Pastor Horst freute sich über den rüstigen »Rentner-Pastor und Diakon, der uns in der Gemeinde gern aushilft.«
Wilhelm Dullwebers Gedanken schweiften an diesem Tag zurück an seine Jugend, in der er noch nicht ahnte, dass er einmal Pastor werden würde. Die Laufbahn zum Diakon fand ihren Anfang eigentlich schon in der Schneiderlehre, die der damalige Frotheimer nach der Volksschule bei Wilhelm Hagemann in Isenstedt antrat. »Da lernte ich gleich zwei Berufe - Diakon und Christ«, erinnert sich der Leverner an seinen gläubigen Lehrmeister. Schon damals begann für Dullweber die CVJM-Jungschararbeit und das Mitwirken im Posaunenchor.
Doch zum Stefansstift in Hannover, wo er die fünfjährige Ausbildung zum Diakon absolvierte, durfte er erst mit 21. »Vor der Volljährigkeit wollten meine kranken Eltern, dass ich für sie da bin. Mein Vater wolle ohnehin nicht, dass ich nach Hannover ging.« Der damalige Isenstedter Pastor Heufer bestärkte den jungen Dullweber aber bei dessen Plänen.
Das Stefansstift bildete damals in der ganzen vielseitigen Bandbreite des Diakon-Berufes aus: in dem angegliederten Altersheim, in der Erziehungsarbeit, in der Auslandsarbeit und in der Seemannsmission. Auch eine zweijährige theologische Ausbildung absolvierten die jungen Männer - getreu dem Motto: »Arbeiten unter den Schwächsten, aber auch die Verkündigung immer im Auge behalten.«
Wilhelm Dullweber ist die Arbeit im Altenheim sehr nachhaltig in Erinnerung geblieben. »Ich war praktisch rund um die Uhr zuständig für zwölf alte Männer, die auf zwei Sälen lagen. Eine Stationsleiterin lernte mich, wie die Senioren gewickelt oder wie Verbände angelegt wurden. Hinzu kam Hilfe beim Anziehen und beim Waschen.« Fließendes Wasser gab es damals nicht: »Die Waschschüsseln mussten ans Bett gebracht werden.«
Sein beeindruckendstes Erlebnis mit den Senioren hatte Dullweber, als er bereits in das Brüderhaus des Stefansstifts versetzt war. »Eines Tages besuchte ich meine alten Herren. Einer von ihnen hatte seinen einzigen Sohn im Krieg verloren. Er fragte mich: ÝWillst du Weihnachten mein Sohn sein? Ich möchte so gern mit meinem Sohn feiern.Ü«. Dullweber sagte zu und verbrachte den Heiligen Abend mit dem alten Mann. »Am ersten Weihnachtstag ist er dann gestorben«, erinnert sich der Leverner.
Die Erfahrungen aus der Altenarbeit seien ihm später als Pastor zugute gekommen: »Sterbende begleiten zu können - das hat mir als Seelsorger sehr geholfen.«
Nach der Zeit im Stefansstift arbeitete Dullweber zunächst als Obmann beim CVJM Lübbecke. »Der Kirchenkreis hatte mich während der Ausbildung in Hannover finanziell unterstützt«, sagt der Seelsorger dankbar.

Artikel vom 21.10.2006