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Eine neues Formel-1-Gefühl

Noch nie Weltmeister bei Rückstand vor Saisonfinale

Sao Paulo (dpa). Michael Schumacher ist noch nie Weltmeister geworden, wenn er mit einem Rückstand auf den Spitzenreiter ins Finale gegangen ist.

Allerdings musste der Rekord-Champion die Verfolgerrolle bei seinen sieben Titelgewinnen vor Sao Paulo nur einmal spielen: 1998 lag er vor dem Großen Preis von Japan vier Punkte hinter Mika Häkkinen (86:90). Der finnische McLaren-Mercedes-Mann machte durch seinen Sieg in Suzuka allerdings alles aus eigener Kraft klar. Am Ende hatte Häkkinen 14 Zähler Vorsprung, weil Schumacher seinen Ferrari in der 31. Runde wegen eines geplatzten rechten Hinterreifens abstellen musste.
Vor dem Großen Preis von Brasilien liegt Schumacher zehn Zähler hinter Alonso (116:126). Einen so großen Rückstand hat es in der 57- jährigen Grand-Prix-Geschichte noch nie gegeben, wenn zwei Piloten noch WM-Chancen hatten. Schumacher kann mit dem Spanier gleichziehen, wenn er Sonntag gewinnt und der Titelverteidiger ohne Punkte bleibt.
Punktgleichheit gab es zum Saisonabschluss ebenfalls noch nie. Die knappste Entscheidung fiel 1984: Niki Lauda rettete einen halben Zähler Vorsprung vor Tagessieger Alain Prost (72:71,5).
Schumacher hatte bei seinem ersten Titelgewinn 1994 einen Punkt mehr als Damon Hill (92:91). Der Kerpener kollidierte in Adelaide in der 36. Runde mit dem Briten. Beide schieden aus und Schumacher war erster deutscher Weltmeister. Dabei wurden bei ihm wegen zweimaliger Disqualifikation und einer Sperre für zwei Rennen nur 12 der 16 Läufe gewertet.
Neun Punkte Vorsprung vor dem Finale reichten Schumacher 2003 nur knapp gegen Kimi Räikkönen. Der Favorit musste in Japan unbedingt Achter werden, um im Falle eines Erfolges des Finnen trotzdem dank mehr erreichter Siege Erster zu bleiben. Schumacher zeigte jedoch Nerven: Im Training in Suzuka schaffte er nur den 14. Rang. Im Rennen rauschte der Routinier in der sechsten Runde mit Takuma Sato zusammen und fiel wegen des dadurch notwendigen Frontflügelwechsels am Ferrari zunächst auf den letzten Rang zurück. Mit Ach und Krach wurde Schumacher Achter. Da sein Teamkollege Rubens Barrichello den Großen Preis von Japan gewann und Räikkönen nur Zweiter wurde, hatte der deutsche am Schluss sogar zwei Punkte Vorsprung (93:91).

Artikel vom 20.10.2006