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Natur als Gottes Schöpfung anerkennen

Hegering Vlotho feiert 75-jähriges Bestehen - Hubertusgottesdienst und Festakt am Sonntag

Vlotho (bu). Das Archiv des Hegerings Vlotho beherbergt so manches »Schätzchen«. Das stellte der Presseobmann Hans-Werner Schäfer jetzt bei den Vorbereitungen zur 75-Jahr-Feier des Hegerings fest, die am Sonntag, 22. Oktober, von 14 Uhr an im Haus des Gastes in Valdorf stattfindet. So stieß er auf ein fast schon historisches Protokollbuch aus dem Gründungsjahr 1931, das unter anderem die Gründungssatzung des Hegerings enthält.

»Dort lässt sich bei der Lektüre das eine oder andere Kuriosum finden«, schmunzelt er. Damals habe der Vorstand sogar bei nicht ordnungsgemäßem Verhalten der Mitglieder Bußgelder verhängen dürfen, staunt Schäfer nicht schlecht über die Allgewalt der Vorstands-Altvorderen.
Aber auch für die Feier des aktuellen Jubiläums lassen sich dort wichtige Daten finden, unter anderem das offizielle Gründungsdatum. »Genau am 6. Januar 1931 wurde der Vlothoer Hegering von insgesamt 20 Mitgliedern ins Leben gerufen. Die Vorstandsmitglieder waren alles Honoratioren der Stadt«, berichtet Schäfer aus der Chronik. Zum ersten Hegeringleiter wurde der damalige Bürgermeister Dr. Schildwächter gewählt, Stellvertreter und Schriftwart waren die Zigarrenfabrikanten Paul Saatmann und Fritz Tintelnot, die Kasse führte der Landwirt Gustav Kopsmeyer.
Wie der heutige Hegeringleiter Dr. Eckhard Neddermann ergänzt, wurden damals die Hegeringe ins Leben gerufen, um die Jagdhegemaßnahmen in den einzelnen Jagdpachtbezirken und Eigenjagden zu koordinieren. »Blickt man in der Rückschau besonders auf den Zeitraum zwischen den 50er Jahren und heute zurück, ist festzustellen, dass sich die Arbeit des Hegerings seit damals erheblich verändert hat«, bilanziert Dr. Neddermann.
Damals, in den 50er und 60er Jahren, sei aufgrund der anderen Struktur der Landschaft noch reichlich Wild vorhanden gewesen. Daher habe vor allem die Jagd im Vordergrund gestanden. Mit Aufkommen der Monokulturen in der Landwirtschaft habe der Wildbestand stark gelitten und die Jäger hätten mehr Energie in die Pflege der Kulturlandschaft (zum Beispiel Heckenpflege), in Tier- und Umweltschutz investieren müssen. Auch der veränderte Zeitgeist, der die Jagd stärker in Frage stellte als bisher, habe von Jägern und Jagdverbänden eine intensive Öffentlichkeitsarbeit verlangt und auch die Anforderungen an das Wissen und Können seien gestiegen. »Heute ist der Jagdschein nach dem Flugschein die zweitschwerste Hobby-Prüfung in Deutschland«, so der Hegeringleiter.
Am kommenden Sonntag nun wird der Vlothoer Hegering sein 75-jähriges Bestehen mit einem umfangreichen Programm feiern. Auftakt der Feierlichkeiten im Haus des Gastes in Valdorf ist um 14 Uhr ein traditioneller Hubertusgottesdienst, der von Pastor Christoph Beyer geleitet wird. Die musikalische Gestaltung übernimmt das Bläsercorps »Alte Hansestadt Lemgo« mit seinen klassischen Parforce-Hörnern. »Wir Jäger ehren und respektieren die Natur als Schöpfung, daher gehört der Hubertusgottesdienst für uns einfach zu einer solchen Jubiläumsfeier dazu«, sagt Dr. Neddermann.
Von 15 Uhr schließen sich eine Ausstellung, musikalische Darbietungen der Jagdhornbläser des Hegerings Vlotho und eine Jagdhundevorführung von Marie-Luise Meier an. Weiter wird ein Falkner zu Gast sein und seine Arbeit vorstellen. Aber auch an die Kinder ist gedacht. Die Vlothoer Märchenerzählerin Renate Mantey wird Naturgeschichten und Märchen mit jagdlichem Hintergrund zu Gehör bringen. Es gibt einen Armbrustschießwettbewerb und der Wagen »Lernort Natur« mit Präparaten aus der heimischen Tierwelt ist vor Ort. Natürlich ist mit Kaffee, Kuchen, Bratwurst und Getränken bei dieser öffentlichen Jubiläumsfeier auch an das leibliche Wohl der Gäste gedacht.
Glanzlicht der Jubiläumsfeier wird von 17 Uhr an der Festakt sein. Nach der Begrüßung durch den Hegeringleiter werden Grußworte von Bürgermeister Bernd Stute und dem Vorsitzenden der Kreisjägerschaft Herford, Jochen Meyer zu Bexten, erwartet. Den Festvortrag unter dem Titel »Jagd im Wandel der Zeit - ist die Jagd heute noch zeitgemäß?« hält Dr. Rolf Roosen, Chefredakteur der Zeitschrift »Jäger«.

Artikel vom 19.10.2006