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»In Licht getauchte Poesie«

Knapp 100 Bilder von Kunstschülern aus Witebsk im Gymnasium Verl zu sehen

Verl (ehl). Wer in den kommenden Wochen ein Stündchen Zeit hat, sollte unbedingt im Gymnasium vorbei schauen. Denn dort wurde gestern eine äußerst sehenswerte Ausstellung eröffnet.

14 Schülerinnen und Schüler der »Kinder- und Jugendmalschule Marc Chagall« in Witebsk/Weißrussland zeigen in der »Galerie unter der Lichtkuppel« knapp 100 Bilder, die durch eine große Bandbreite an Motiven und Techniken beeindrucken - und natürlich durch die künstlerische Begabung, die aus jedem einzelnen Werk spricht. Dass die jungen Talente im Herbst mit einer Auswahl ihrer Arbeiten ins Gymnasium kommen, hat eine inzwischen 15-jährige Tradition. Und dennoch ist jede Ausstellung wieder neu und bietet überraschende An- und Einblicke, schließlich hat jeder der Schüler eine eigene künstlerische Herangehens- und Sichtweise.
So auch diesmal: Der Betrachter kann zum Beispiel in Traumsequenzen eintauchen, klassische Stillleben studieren, Stimmungen in Straßenszenen entdecken oder sich an der »Suche nach dem Mond« von kleinen, fuchsähnlichen Wesen erfreuen. Bis auf einige Schwarz-Weiß-Zeichnungen ist den Werken eine Farbenfrohheit und -fülle gemeinsam, die in der lichtdurchfluteten Galerie besonders gut zum Tragen kommt.
Schulleiter Max Bracht, der die Gäste der Ausstellungseröffnung begrüßte, sprach denn auch in Anlehnung an eine Marc Chagall-Ausstellung in Baden-Baden von »in Licht getauchter Poesie«. Diese schöne Umschreibung griff Bürgermeister Paul Hermreck in seinem Grußwort auf: Es sei schön, dass gerade zu Beginn der dunklen Jahreszeit die traditionelle Ausstellung Licht bringe. Sich die knapp 100 »vielschichtigen und differenzierten Arbeiten« anzuschauen, legte Hermreck allen Bürgern ans Herz. Karl-Josef Schafmeister, Leiter des Droste-Hauses, das beim Austausch mit der Witebsker Kunstschule Partner des Gymnasiums ist, dankte allen, die den jährlichen Besuch mitsamt der Ausstellung möglich machen. Die Werke jedes Jahr in Verl sehen zu können, sei »ein besonderes Geschenk«, meinte er. Herzliche Grüße übermitteln ließ der Direktor der Kunstschule, Michail Klimenkov. In einem Brief gab er seiner Hoffnung Ausdruck, die Ausstellung möge die Beziehungen zwischen Verl und Witebsk weiter fördern und betonte, alle Verler seien in seiner Stadt stets herzlich willkommen.
Eine kurze Einführung in die Werke gab Lehrer Peter Quick, der außerdem von einer Zusammenarbeit Verler und Witebsker Schüler berichtete: In einem Workshop hatten sie am Montag Bilder nach Musik gemalt. Musik spielte auch bei der Ausstellungseröffnung eine tragende Rolle, denn der Frauenchor aus dem ostsibirischen Sapasnoj Imbesch, der ebenfalls zurzeit in Verl zu Gast ist, sang mehrere Lieder aus seiner Heimat. Der mal gefühlvolle, mal temperamentvolle Vortrag war dabei viel mehr als nur Rahmenprogramm und bot einen eindrucksvollen Vorgeschmack auf das Konzert, das der Chor morgen, Donnerstag, um 20 Uhr in der Pfarrkirche St. Margareta in Neuenkirchen gibt.
l Die Ausstellung kann bis Freitag, 10. November, montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr besucht werden. Zusätzliche Besichtigungszeiten nach Vereinbarung unter & (0 52 46) 70 35-0.

Artikel vom 18.10.2006