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Brakeler Stärke ist Bescheidenheit

Verbandsliga-Aufsteiger setzt auf Kondition, Teamgeist und Schnelligkeit

Von Jürgen Drüke
Brakel (WB). Der mächtige erste Vorsitzende sammelte in aller Ruhe die Eckfahnen ein. So, als ob ihm die soeben abgelaufene Vorstellung nur wenig beeindruckt hätte. Helmut-Jörg Briel nahm den fünften Saisonsieg im neunten Saisonspiel am vergangenen Sonntag mit fast schon stoischer Gelassenheit hin. Wieder einmal hatten die Nethestädter mit Davaria Davensberg einem vermeintlichen Aufstiegskandidaten die Grenzen aufgezeigt. Aufsteiger SpVg. Brakel beeindruckt weiterhin die arrivierten Verbandsligisten.

Nach neun Spieltagen mit 18 Zählern Platz vier und ganze zwei Pünktchen Rückstand auf Spitzenreiter SV Schermbeck. Die Rot-Schwarzen können mit Recht stolz sein. Und der Trainer macht daraus auch keinen Hehl: »Die Mannschaft besitzt eine gewisse Stärke und Qualität. Jeder einzelne Spieler hat bisher sehr, sehr ansprechende Leistungen geboten.« Doch dann führt der »Vater der überraschenden Erfolge« bereits im nächsten Atemzug an: »Darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Es liegen noch zwei Drittel der Spielzeit 2006/07 vor uns.«
Die Mannschaften, die sich gemeinsam mit den Brakelern im ersten Drittel der Tabelle niedergelassen haben, liegen allerdings bereits hinter den Rot-Schwarzen. Und bei diesen Kontrahenten haben die Verbandsliga-Neulinge aus dem Kreis Höxter mächtig Eindruck hinterlassen. »Wir konnten meistens das bessere Ende für uns verbuchen. Das war sicherlich kein Glück. Im Moment passt bei uns einfach alles zusammen«, hat Werner Koch das Wort »Moment« bewusst in seine Ausführungen aufgenommen. Denn der erfahrene Übungsleiter weiß, dass Tabellen und Siege nur augenblickliche Aufnahmen sind. Das gute Abschneiden seiner Akteure sieht Koch aber nicht nur in einer weiteren Steigerung im Vergleich zur Meistersaison in der Landesliga: »Wir sind in keiner Phase der bisherigen Spielzeit in gefährdete Bereiche abgerutscht. Das hat die Lust am Fußball bei den Spielern noch mehr gesteigert. Das Selbstwertgefühl ist entsprechend nach oben geschnellt.«
In ihrer Entwicklung habe diese junge Mannschaft noch Luft nach oben. Der Lernprozess sei noch nicht abgeschlossen. »Kondition, Teamgeist und Schnelligkeit sind bei uns derzeit herausragend. Das ist die Grundlage für das bisher so gute Abschneiden.« Von der Konkurrenz haben die Brakeler bis dato zwar noch kein öffentliches Lob erhalten, aber die Verwunderung über die SpVg. Brakel geschieht hinter vorgehaltener Hand. Das weiß Übungsleiter Koch von seinem Wiedenbrücker Kollegen Jürgen Gessat, mit dem er wöchentlich in telefonischem Kontakt steht. Die beiden Trainer tauschen die wichtigen Informationen über die Konkurrenz aus.
Fünf Siege, drei Unentschieden und nur eine Niederlage in neun Partien. Diese Visitenkarte lässt sich sehen. Die Emporkömmlinge aus Brakel liegen auf Lauerstellung. Doch nun beginnt mit dem kommenden Sonntag ein neuer Saisonabschnitt, ab sofort geht es gegen die Mannschaften aus dem unteren Drittel. »Wer glaubt, das dieses Programm leichter wird, der täuscht sich stark«, warnt der SpVg.-Coach bereits vor den vermeintlich leichteren Wochen. Am Sonntag gastiert der forsche Aufsteiger beim SV Enger-Westerenger. Vier ganze Pünktchen kann der SVEW bis dato vorweisen. »Wenn wir keine empfindlichen Blessuren davon tragen wollen, dann müssen wir so ehrgeizig weiter machen«, hat der Trainer seinem Personal eingebläut. »Die Liga ist nämlich sehr ausgeglichen.« Die SpVg. Brakel bleibt bescheiden. Allen voran der erste Vorsitzende, der auch in Zukunft die Eckfahnen einsammeln wird.

Artikel vom 18.10.2006