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Popularität von Immanuel
Kant ist ungebrochen

Reisegruppe aus dem Altkreis in Königsberg

Von Reinhard Stevener
Espelkamp (WB). Ostpreußen - ein Landstrich, der für viele Menschen ein Synonym für ein verschwundenes Paradies darstellt -Êwar jetzt Ziel einer Reisegruppe aus Espelkamp und dem Altkreis Lübbecke. Elf Tage erkundeten sie die malerische Gegend. Die ESPELKAMPER ZEITUNG berichtet in einer Serie über ihre Reise.

Besonderer Anziehungspunkt des Stadtrundganges in Kaliningrad war natürlich die Pregelinsel mit dem Königsberger Dom, der überwiegend mit deutschen Spenden wieder aufgebaut, heute aber nur noch als Museum genutzt wird. An der Nordostecke des Doms befindet sich das Grabmal von Immanuel Kant mit dem Namensschild an der Wand und dem Geburts- und Todesjahr 1724 bis 1804. Auf dem Sarkophag liegen Blumen. Die Reiseleiterin, meint, hier lägen immer Blumen, meist Rosen. Gegenüber dem Grabmal Kants steht ein Denkmal für Herzog Albrecht von Brandenburg, dem letzten Hochmeister des deutschen Ordens und dem Gründer der Königsberger Universität - nach ihm »Albertina« genannt. Das Denkmal wurde im vergangenen Jahr von den Russen eingeweiht.
Wie unvergessen Kant in Königsberg ist, spürt man im Kantmuseum des Königsberger Doms oder an der Neuen Albertina, der Universität. Es war Marion Gräfin Dönhoff, die für den Neuguss einer Kantstatue gesorgt und die schwere Figur eigens dorthin transportiert hat, wo sie am 27. Juni 1992 eingeweiht worden ist. Ein Fingerzeig für die ungebrochene Popularität Kants mag auch eine Bronzetafel sein, die an der Wand in einer belebten Straße der Königsberger Innenstadt angebracht ist, auf der folgende Worte aus dem bekannten Beschluss der »Kritik der praktischen Vernunft« stehen: »Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.«
So werden die Einwohner von Kaliningrad auch in schlechten Zeiten an zwei Dinge erinnert, aus denen sie Kraft schöpfen können. Den Abschluss des Vormittages bildete ein Gottesdienstbesuch in der Auferstehungskirche, der in deutscher und russischer Sprache gehalten wurde.
Beim Mittagessen kam es zu rührenden Szenen des Wiedersehens zwischen Siegfried Raffalski und Elvira Syroka, eine von 80 dagebliebenen Deutschen, von denen heute noch 15 in der alten Heimat leben, neun von ihnen in Königsberg. Beide kennen sich seit Jahren durch ihre Hilfsaktionen. Syroka berichtete von ihren ehrenamtlichen, karitativen Hilfsaktionen, die in erster Linie einem Kinderlungenkrankenhaus in Königsberg gelten. Mit ihren 76 Jahren ist sie noch erstaunlich rührig und vital, obwohl sie in ihrem Leben viel Leid hat ertragen müssen. Ihre Erlebnisse wurden von Astrid von Menges (Hrsg.) im Buch »Orangen für Königsberg« niedergeschrieben.

Artikel vom 18.10.2006