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Kampf für Klimaschutz

Amerikas Fast-Präsident hat sich neu orientiert

Die Nachrichten von der Klimafront werden immer alarmierender: Die Polkappen reißen, die Meere steigen noch schneller als erwartet, Hurrikans sorgen häufiger und heftiger für Verwüstung.

»Es geht jetzt um das Überleben der menschlichen Zivilisation«, meint der frühere amerikanische Vizepräsident Al Gore. Mit dem Dokumentarfilm »Eine unbequeme Wahrheit« trägt er seinen Kreuzzug gegen die Klimakatastrophe jetzt auch ins Kino.
Dass Al Gore das Zeug zum Filmstar habe, würden nicht mal seine innigsten Bewunderer behaupten. Und doch hat der oft etwas hölzern wirkende 58-Jährige einen starken Auftritt als »Hauptdarsteller« unter der Regie von Davis Guggenheim. Seine Glaubwürdigkeit liegt darin, dass er absolut nicht schauspielert: »Eine unbequeme Wahrheit« ist die Kino-Variante einer Dia-Show, mit der Gore seit Jahren durch die Gegend zieht.
Seit seiner bitteren Wahlniederlage gegen George W. Bush hat sich der Vater von vier Kindern neu orientiert - auch das ist Thema des Films: Als Einzelkämpfer ist Gore in den vergangenen Jahren weltweit durch Schulen, Gemeindezentren und Universitäten getingelt. Es gebe extrem viel Desinformation zu dem Thema, betont er in seiner Lektion. »Der einzige Weg zur Überzeugung führt von Stadt zu Stadt, von Mensch zu Mensch, von Familie zu Familie.«
Sein bebildertes Referat vor Studiopublikum liefert zwar nicht das Material für einen cineastischen Leckerbissen, ist in seiner didaktischen Wirkung aber sehr effektvoll. Gore präsentiert Natur- und Katastrophenbilder, die Angst machen und aufrütteln. Er erläutert immer neue Tabellen und Kurven, widerlegt Argumente seiner Gegner, beweist Manipulationsversuche an Daten. Zu Leben erwacht »Die unbequeme Wahrheit« aber in jenen Szenen, die Gore vom Podium herunterholen und seine persönliche Motivation für diesen Kreuzzug gegen die Klimaschutz-Verweiger erklären. Cineplex

Artikel vom 19.10.2006