18.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Warum ein Bein ausreißen?

DSC-Kicker mit Verständnis für die Schmidt-Kritik

Von Elmar Neumann
Delbrück (WV). So kann es gehen: In der vergangenen Oberliga-Saison musste sich der Delbrücker Sport-Club nach seinem 1:0-Sieg beim FC Eintracht Rheine noch des destruktiven Fußballs bezichtigen lassen. Gar den Abstieg wünschte man dem DSC. Am Sonntag gewann diese einst entsetzte Eintracht nun mit einem ebensolchen Destruktiv-Kick auf dem Laumeskamp.

Im Gegensatz zu Siggi Wolters, dem ehemaligen Trainer des FCE, nahm Delbrücks Coach Roger Schmidt nach diesen 90 Minuten aber nicht den Gegner ins Visier. »Rheine ist hier als Schlusslicht angereist. In einer solchen Situation zählt nicht mehr die Art und Weise, wie man Fußball spielt, sondern allein das Ergebnis und das spricht für die Eintracht.« Und gegen den Delbrücker SC. Insbesondere in den ersten 45 Minuten mangelte es den Schmidt-Schützlingen schlicht an Kreativität, um die äußerst tief stehende Gästeabwehr auszuhebeln, aber vor allem auch an der Bereitschaft, alle zur Verfügung stehenden Kraftreserven in dieses schwierige Unterfangen zu investieren. »Meine Mannschaft hat in der ersten Halbzeit den unbedingten Siegeswillen vermissen lassen. Mit einer solchen Einstellung kann man dann sogar gegen den Tabellenletzten verlieren«, fand Schmidt harte Worte.
Kritik, die berechtigt ist - das muss sich schweren Herzens auch Routinier Ulf Raschke eingestehen: »Unser Trainer hat leider Recht. Wir hatten zwar Chancen für mindestens sechs oder sieben Tore, sind insgesamt aber viel zu lethargisch aufgetreten. Auch ich habe mir zwischendurch gedacht: Warum sollen wir uns gegen das Schlusslicht ein Bein ausreißen? Das wird schon irgendwie klappen.« Es klappte nicht und daher ist der FC Eintracht Rheine kein Schlusslicht mehr und der Delbrücker SC (noch) kein Kandidat für das obere Oberligadrittel. »Mit einem Sieg hätten wir uns oben festsetzen können. Jetzt stehen wir wieder unter Druck und werden alles daran setzen müssen, diese Niederlage gegen die Schalker Reserve vergessen zu machen«, sagt der ehemalige Lippstädter. So geht der Blick wieder nach unten, sind die Unterschiede zum schwierigen ersten Oberliga-Jahr gar nicht mehr gewaltig. Neun Punkte nach neun Spieltagen waren es in der Saison 2005/2006, jetzt sind es zum gleichen Zeitpunkt »nur« drei Zähler mehr - sechs hätten es mit nicht mehr als einem (Pflicht-)Sieg gegen die lediglich kampfstarken Gäste aus Rheine sein können. Raschke: »Wir dürfen uns nicht blenden lassen. Unser Ziel bleibt die 40-Punkte-Marke. Erst wenn wir die erreicht haben, sind wir aus dem Schneider. Wir haben es gegen Rheine versäumt, uns reichlich Luft zu verschaffen und einen Konkurrenten zu distanzieren. Stattdessen haben wir der Eintracht wieder Leben eingehaucht.«
Der lang ersehnte Funken Hoffnung für die Kicker aus dem Emsland, die im Abstiegskampf auf einen Ostwestfalen vertrauen. Jürgen Prüfer, zuletzt beim Bielefelder Landesligisten TuS Dornberg tätig, hat FCE-Interimstrainer Thomas Runkewitz abgelöst.

Artikel vom 18.10.2006