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So wurde die Steinzeit entdeckt

Vor genau 100 Jahren kam das berühmte Rimbecker Grab zum Vorschein

Rimbeck (cr). Genau 100 Jahre ist es her, dass Waldarbeiter im Weißen Holz nördlich von Rimbeck eine erstaunliche Entdeckung machten: Tongefäße und Totenschädel kamen zum Vorschein, als sie einen mächtigen Sandsteinblock zur Seite rücken wollten.

Die Waldarbeiter um Hegemeister Koch und seinen Kollegen Bieling hatten 1906 eigentlich Kalksteine für den Wegebau gesucht - ein Material, das typisch für das Weiße Holz ist. Als sie die ungewöhnlichen Formationen aus Sandstein sahen, stutzten sie und schauten nach. Was sie da zu sehen bekamen, sollte sich als bedeutsamer archäologischer Fund erweisen. Die Arbeiter waren per Zufall auf ein 5000 Jahre altes Steinzeit-Grab mit 160 bestatteten Menschen, Schmuck und Werkzeug gestoßen - und damit auf die Spur ihrer Vorfahren.
Das Rimbecker Steinkammergrab ist das erste gewesen, das weit und breit entdeckt wurde. Viele Jahre später erst wurden sechs weitere Gemeinschaftsgräber aus jener Zeit in Hohenwepel und Warburg freigelegt. »Viele der Rimbecker Funde sind typisch für die Wartberg-Kultur um 3000 vor Christus, so etwa die Henkeltassen«, erklärt Franz-Josef Dubbi, Leiter des Warburger Museums im »Stern«, »einzigartig in der Region ist jedoch die aus diesem Grab erhaltene Kette aus Fangzähnen«.
Dass diese Zeugnisse erhalten werden konnten, ist zwei weiteren Akteuren des Jahres 1906 zu verdanken - dem damaligen Forstmeister Roters, der die Anlage zunächst wieder verschließen ließ, und Professor Dr. Götze vom Berliner Museum für alte Geschichte. Der eilte nur wenige Wochen nach dem Fund mit seinen Mitarbeitern nach Rimbeck, um diese Grabstätte auszukundschaften. Der Wissenschaftler durfte staunen: Er konnte ein langes Rechteck begutachten, 13,20 Meter lang, zwei Meter breit, umgeben von massiven, senkrecht gestellten Sandsteinplatten. Das Gewicht der schwersten Steine schätzte der Professor auf 25 Zentner - damals wie heute unglaublich, weil diese Steine in der Jungsteinzeit entweder vom zwei Kilometer entfernten Hoppenberg bei Bonenburg oder gar aus Wrexen herangeschafft worden sein mussten.
Eine Fundgrube auch das Innere: Tonscherben, eine halbe Streitaxt, Pfeilspitzen aus Feuerstein, Zähne von Ebern, Füchsen und Wölfen - und jede Menge Knochen, die nach Ende der Ausgrabungen im Sommer 1907 nach Berlin transportiert wurden und bis heute dort lagern.
Für Rimbecks Ortsheimatpfleger Gerd Ladage und den Vorsitzende des Bezirksauschusses, Karl-Heinz Laudage, ist dieser Fund auf dem Hügel nordöstlich des Ortes bis heute sehr bedeutsam. »Hier ist die Grabstätte unserer Vorfahren«, so Gerd Ladage, »hier sind die Ur-Rimbecker bestattet worden«. Karl-Heinz Laudage hat immer wieder von Besuchern erfahren, die extra wegen des Grabes nach Rimbeck kommen und nach dem Weg fragen. Die Ausgrabungsstätte ist leicht zu finden - vom Wanderweg A 11 weisen Holzschilder den Weg.

Artikel vom 18.10.2006