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Da lachen die
»Kompostis«

Stelter erinnert sich an die Pubertät

Von Karl Pickhardt (Text und Foto)
Paderborn (WV). 1000 begeisterte Gäste an einem Montagabend in der Paderhalle: Bernd Stelter hat seine Fans und Freunde auch in Paderborn.

Mit Pointen fast im Zehn-Sekunden-Takt nimmt der (ausgerechnet) im Kölner Karneval bekannt gewordene Westfale Stelter (45) sein Publikum zumeist »jenseits der 40« zweieinhalb Stunden auf eine vergnügliche Reise mit - in die Jahre der eigenen Pubertät. Mit stehenden Ovationen dankt das Paderborner Publikum.
Stelters drittes Soloprogramm »Pubertät ist mehr als Pickel« führte den Kabarettisten, Karnevalisten und vor allem zweifachen Familienvater endlich auch einmal nach Paderborn. »Pubertät ist die Zeit, in der sich viele Eltern fragen, warum haben wir uns damals nicht für einen Hund entschieden?«, skizziert das etwas schwergewichtige »Berniebärchen« gleich zu Beginn seinen Unterhaltungsauftrag für diesen Paderborner Abend. Der ehemalige WDR-Radio-Mann beweist in der ausverkauften Paderhalle, dass in Stelter weitaus mehr steckt als sein als Zugabe spendierter Gassenhauer »Ich hab drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär« glauben machen könnte.
Der TV-bekannte Comedian (»Sieben Tage - Sieben Köpfe«, RTL) schlüpft mit nur wenigen Accessoires, die allesamt an einem Kleiderständer Platz finden, in drei Vaterrollen, in der das lebenserfahrene Paderborner Publikum schon aus eigenen Jugendtagen (»die in den siebziger Jahren Pubertierenden hatten es am schwersten - wir waren arme Schweine«) mit dem singenden Entertainer 15-jährig ins Jahr 1976 steigt und nochmals alle Phasen der Pubertät lachend durchleidet.
Im grünoliv-farbenen Parka und mit unverzichtbaren Symbolen wie Tabak und Haarbürste in den aufgesetzten Brusttaschen und dem Zeichen »AKW - nein danke« erinnert er an seine unglückliche Teenie-Liebe zu Sabine »in der weißen Folklorebluse« bei Nachmittagsfeten mit Matratzen auf dem Boden, Nudelsalat, Flaschendrehen und Plattenspieler. Sein Kussversuch endet in einem pubertären Fiasko und mit der Flucht in den Nudelsalat - und jeder Gast in der Paderhalle hat mit Stelter eigene Jugendbilder vor Augen.
Bernd Stelter, dessen Karriere im Kölner Karneval als singender Werbefachmann begann, ist nicht nur an der Gitarre ein Mann für alle Fälle. Er mimt den väterlichen Kumpeltypen im viel zu bunten Outfit an der Half-Pipe und liefert damit eine seinem Sohn peinliche Pubertäts-Konkurrenz. Als rappender Babysitter (»Windel-Wächter«) nennt er sein Publikum »lauter Kompostis«. Auch zunächst peinlich anmutende Aufklärungsversuche auf die Frage seiner jungen Tochter (»Papa, was ist eigentlich Selbstbefriedigung?«) umschifft der geplagte Vater im noch salonfähigen Paderborn-Ton: »Das ist an und für sich Liebe«.
Bernd Stelter, der bis Herbst 2005 in seinem Wohnort Bornheim-Hersel jedes Jahr den Sankt Martin spielte, plauderte nach der 150-Minuten-Show mit seinem fragenden Publikum über Gott und die Welt. Er verrät, dass er Aschermittwoch nach dem Kölner Karneval am liebsten drei Kreuze mache, weil er sich auf Tournee auf der Bühne in Deutschlands Städten am wohlsten fühle: »Ich bin halt eine Rampen-Sau«.
Seinem Publikum liefert Stelter mit der Ankündigung eines neuen Programms in 2008 an diesem Abend die wohl wichtigste Antwort: »Und dann wieder ab nach Paderborn!«

Artikel vom 18.10.2006