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Mehr Punkte als in der Hinrunde 2005

Die Entscheidung im Landesliga-Topspiel zwischen Tengern und Verl II: Mehmet Aylak verwandelt in der Schlussphase einen Elfmeter. Foto: Wolfgang Sprentzel

Tengern bis auf einen Punkt an Oeynhausen dran

Von Ingo Notz und Wolfgang Sprentzel
Altkreis Lübbecke (WB). Nach dem Sensationssieg im Kreispokalfinale ist Preußen Espelkamp nach dem 2:6 in Petershagen wieder im harten Ligaalltag gelandet. In dem steckt auch der TuS Gehlenbeck - einzig der TuS Tengern hatte aus dem Top-Trio des Altkreisses diesmal Grund zur Freude.

Die beiden letzten Niederlagen haben beim Fußball-Landesligisten TuS Tengern offensichtlich eine Art »Wecker-Effekt« gehabt. Denn schienen die Kleeblättern in den beiden verloren gegangenen Begegnungen eher lethargisch zu Werke zu gehen, waren sie beim 2:0-Erfolg über den SC Verl vom ersten Augenblick an hellwach. Besonders in der Nähe des gegnerischen Tores wurde bei Verler Ballbesitz schon energisch attackiert. Alioglu, Aylak, Sari und dahinter Yavuz - das türkische Offensivquartett war äußerst beweglich, stellte Räume und Gegner zu, versuchte da schon, den Gast energisch unter Druck zu setzen. Freute sich nach der Partie Trainer Heiko Eickmeier: »Ja, die beiden Niederlagen waren doch unsere eigene Schuld. Da haben die Spieler die Gegner einfach zu leicht genommen. Da kannst Du reden wie Du willst. Wenn das erst einmal in den Köpfen sitzt, bekommt man es nur sehr schwer wieder heraus. Gegen Verl wusste eben jeder, was auf ihn zukommt. Das war ein echter Gradmesser.« Und er attestierte der Mannschaft aus dem Raum Gütersloh gleich eine gute Leistung: »Das ist eine gute, junge Truppe. Die muss man erst einmal schlagen. Die waren über 90 Minuten läuferisch stark, technisch versiert und eigentlich auch zu jedem Augenblick gefährlich.«
Glücklicherweise sah Eickmeier aber eine eigene Abwehr, die stark begann und noch stärker aufhörte: »In Halbzeit zwei haben wir richtig gut gestanden.« Aber auch für den Angriff hatte der Coach viele lobende Worte: »Ich denke, dass unser Sieg verdient war, weil wir uns viele Chancen erarbeitet haben.«
Öffentlich zeigen wollte er seine Freude zwar nicht über die 1:2-Niederlage von Spitzenreiter FC Bad Oeynhausen - doch sie dürfte allemal ins Konzept des TuS-Übungsleiters passen. Denn dank dieser Niederlage und des gleichzeitigen Patzers des VfL Theesen ist der TuS Tengern mit jetzt 19 Zählern bis auf einen Punkt am FCO dran, ist alleiniger Tabellenzweiter vor den erneut stark auftrumpfenden Türken aus Bielefeld (18). Wobei es letztlich die 19 Punkte sind, die den Trainer zum Schmunzeln verleiten: »Wir haben jetzt schon mehr Punkte als in der letzten Saison zur Halbzeit. Und wir es stehen noch sieben Begegnungen in der Halbserie aus. . .«
Probieren geht über Studieren - auch wenn es nach hinten los geht: »Was wir versucht haben, ist daneben gegangen«, musste Preußen Espelkamps Trainer Uwe Korejtek nach der 2:6-Schlappe im Spitzenspiel in Petershagen erkennen. Schon nach 20 Minuten und zwei vom Aushilfskeeper Waldemar Riesen (mit)verschuldeten Toren musste sich Ersatzmann Johann Peters warm machen. Riesen durfte dann aber doch bis zur Halbzeit im Kasten bleiben, ehe er selbst (»Ihr seid eine tolle Truppe! Ich war wie gelähmt, das habe ich allein verbockt!«) seine Auswechslung anbot - und damit auf einer Wellenlänge mit Korejtek lag.
»Vielleicht habe ich ihm zuviel zugemutet. Wäre ich ein Schwein gewesen, hätte ich ihn auch nach 20 Minuten schon 'rausnehmen können. Aber wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen. Sicher, mit einem normalen Torwart hätten die gegen uns in der ersten Hälfte kein Tor gemacht. Dann hätten wir 2:0 geführt und es wäre ein ganz anderes Spiel geworden. Auch wenn es nach einem 2:6 pervers klingt: Wir haben eigentlich ein gutes Spiel gemacht. . . Das war ja nicht irgendein Gegner, das war Petershagen!«
Das Scheibenschießen auf beiden Seiten hatte sich Johann Peters erst von der Bank aus angesehen, ehe er früh zum Aufwärmen geschickt worden war. Hinter dem Tor von Riesen wurde er von Zuschauern gefragt: »Sind Sie auch Torhüter? Weil Sie sich warm machen?« Johann Peters reagierte schlagfertig: »Nein, aber vielleicht werde ich es gleich. . .« Wie wahr: In der zweiten Halbzeit musste er ins Tor. Riesen entschuldigte sich in der Kabine bei den Mitspielern und erntete dafür großen Respekt. Vorwürfe gab es nicht. Auch nicht in Richtung Christian Neumanns, der an zwei Gegentreffern mit Rück- und Fehlpass beteiligt war: »Natürlich wollten wir den Ball hinten 'raushalten, aber bei uns ist einiges einstudiert, auch, dass wir den Torwart mit einbeziehen. Das ist kein Fehler, wenn er den Keeper mit 'reinnimmt«, sagte Korejtek.
Ganz auf der Höhe waren einige Petershäger Zuschauer auch nicht, was den Informationsstand rund um den als Primus angereisten FC Preußen angeht. So verbreiteten Fans der Gastgeber am Rande der Linie immer wieder das Gerücht, dass Preußen diese Saison mit aller Macht in die Landesliga aufsteigen wolle - was den Gästen, die die frühzeitige Klassensicherung als Ziel ausgegeben hatten, nur ein müdes Lächeln entlockte. . . Ähnlich amüsiert nahmen die Preußen zur Kenntnis, dass ihre Erfolge die eigenen Spieler in der Fremde bekannt gemacht hat: So verkündete ein TuS-Fan: »Korejtek? Den kenne ich - der hat doch mal Regionalliga gespielt in Polen. . .!«
Besser informiert war TuSpo-Trainer Jens Meier -Ê der wusste, wie das Ergebnis einzuordnen war: »Jeder, der ein bisschen von Fußball versteht, weiß, warum wir heute so hoch gewonnen haben.«
Der Respekt der Petershäger hatte aber auch eine sehr harte Gangart zur Folge, vor allem Eyisabuncular und Riedel t(r)aten in Sachen Fouls mehr als nötig. Hauptleidtragender beim FC Preußen: Willi Rogalsky. Der Spielmacher wurde oft jenseits der Grenze des Erlaubten attackiert - und dabei brachen die Probleme an seiner gerade erst überstandenen Fußverletzung wieder auf, so dass er früh ausgewechselt werden musste. Bei der alten Blessur soll es sich übrigens sogar um einen Fersenbruch gehandelt haben. Für Rogalsky kam Christian Yanik, feierte ein unauffälliges Comeback. Wie sich der Rogo-Rückfall auf einen Einsatz am Wochenende auswirken wird - ein Fragezeichen. Das Fragezeichen steht auch hinter den kommenden Wochen, bis Neuzugang Volker Meyer Mitte November ins Preußen-Tor rücken darf. »Wir müssen jetzt kleinere Brötchen backen«, rechnet Korejtek damit, dass Preußen sich aus der Spitzengruppe verabschieden könnte. Egal, ob Sonntag wieder Johann Peters, wonach es aussieht, im Tor steht - oder doch Riesen oder Altherrenkeeper Schillack.
Personalprobleme sind auch für den TuS Gehlenbeck nichts Neues. Am Wochenende kam noch ein aus Sicht von Trainer Carsten Schöning »völlig überforderter Schiedsrichter« hinzu: »Das war ein Selbstdarsteller.« Der TuS hatte nach einer Notbremse des Gegners Rot gefordert - aber nichts passierte. Danach sahen die Gehlenbecker Rot, was den Schieri anging. Bustedt habe im ganzen Spiel »nur eine Torchance« gehabt, das Defensivkonzept des TuS habe gut gegriffen. Ein Sonderlob verdiente sich dabei auch der A-Jugendliche Thorsten Bringewatt, der Bustedts Topstürmer völlig abgemeldet hatte. Der SG-Stürmer traf erst doppelt, als Gehlenbeck in den Schlussminuten alles nach vorne geworden hatte. »Mit der kämpferischen Einstellung bin ich auch top zufrieden«, freute sich Carsten Schöning über die Fortschritte im Team.

Artikel vom 17.10.2006