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Tanzorgel »Hallensia« spielt Schützen-Musik

Exponate der Sammlung Gauselmann zu sehen

Espelkamp/Lüdenscheid (WB). Es gibt sie seit Jahrhunderten in jeder Stadt und in jedem Dorf: Schützenvereine und Schützenfeste mit der dazugehörigen Kirmes.
Auf den Spuren des Schützenwesens und dessen Tradition begibt sich deshalb jetzt die Ausstellung »Schützen-Welten. Bewegte Traditionen im Sauerland«, die bis zum 20. Mai 2007 im Geschichtsmuseum der Stadt Lüdenscheid zu sehen ist.
Knapp 250 renommierte Exponate werden in der Präsentation gezeigt. Zu den nationalen und internationalen Leihgebern gehören neben der Espelkamper Sammlung Gauselmann - Deutsches Automatenmuseum (DAM) auch die historischen Museen der Städte Amsterdam, Attendorn, Frankfurt am Main, Hagen, Hamm und Iserlohn wie auch das Staatsarchiv Münster oder das Deutsche Schützenmuseum auf Schloss Callenberg bei Coburg.
Die Auseinandersetzung mit mehreren Jahrhunderten Ge-schichte des Schützenwesens, ihre internationalen Bezüge und die Tradition von Schützenfesten und Jahrmärkten stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Für Unterhaltung sorgten allerlei fahrendes Volk, wie Gaukler, Wahrsager, Musikanten, Quacksalber und Tanzbärenleiter. Die Jahrmärkte fanden in zunehmendem Maße zusammen mit Schützenfesten und Vogelschießen statt.
Unter den Vergnügungsangeboten des frühen 20. Jahrhunderts spielten die Jahrmarktsautomaten eine besondere Rolle. Überaus beliebt waren Geräte, die auf unterschiedlichste Art zum Wettkampf aufforderten, wie seit 1887 in Deutschland aufgestellte Kraftmesser. Wer einen Blick in die eigene Zukunft riskieren wollte, versuchte es an Handlese-, Wahrsage- oder Horoskopautomaten.
Das Foyer des Lüdenscheider Museums verwandelt sich ein halbes Jahr lang in einen Rummelplatz, und die Sammlung Gauselmann - Deutsches Automatenmuseum präsentiert in der Ausstellung die Unterhaltungsautomaten »Show your strength« aus dem Jahre 1904 oder das Leipziger Faustballspiel »Tura Amboss« aus dem Jahre 1938.
Die »Hallensia« der Gebrüder Decap spielt außerdem zum Tanz auf. Die »Hallensia« ist eine Tanzorgel, die beim Schützenball für die richtige Musik sorgte. In Belgien hatte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Typus der Tanzorgel herausgebildet und die »Hallensia« wurde 1953 von der 1902 in Antwerpen gegründeten Firma Decap als Unikat für einen Kunden bei Brüssel gebaut. Als Antrieb dient ein Elektromotor in Verbindung mit einer Druckluftpneumatik, als Tonträger verwendete man ein Lochband aus gefalteten Kartonsegmenten mit 92 Tonstufen. Hölzerne Orgelpfeifen, Pauke, Trommel, Rassel, Xylophon, Holzblöcke, Cinellen und ein direkt angesteuertes chromatisches Akkordeon der »Hallensia« sorgen für die nötige musikalische Unterhaltung.

Artikel vom 18.10.2006