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Neues Konzept
für Kinder und
Karriere finden

Stadt will Betreuung ausbauen

Versmold (OH). Die Einführung eines flexiblen Betreuungsangebotes für Kinder mit deutlich ausgeweiteten Öffnungszeiten zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie will die Stadt Versmold vorantreiben. Der Jugend-, Kultur- und Schulausschuss sprach sich am Montagabend einstimmig dafür aus, zunächst das Interesse von Unternehmen an einem solchen Betreuungsangebot und die Bereitschaft zu dessen Finanzierung zu ermitteln.

Das Angebot mit deutlich ausgedehnten Betreuungszeiten, womöglich auch am Wochenende, könnte bei einer oder mehrerer Tageseinrichtungen angesiedelt werden. Es müsste keine ganze Gruppe eingerichtet werden, sondern könnte sich anfangs auch auf einzelne Plätze beschränken, erläuterte Birgit Wintermann, Koordinatorin des lokalen Bündnisses für Familien im Kreis Gütersloh. Auf Antrag der SPD und Intiative der Gleichstellungsbeauftragten Kerstin Walter beschäftigte sich die Politik mit dem Thema. Als Vorbild gilt das in Bielefeld seit Anfang 2004 etablierte Betreuungsprojekt »minimax«.
»Einfach ein bestehendes Konzept überzustülpen, empfiehlt sich nicht. Es muss den Bedingungen vor Ort angepasst werden«, betonte Birgit Wintermann, die den Aufbau eines solchen Betreuungsangebotes derzeit in Steinhagen begleitet. Um den Gedanken einer familienfreundlichen Arbeitswelt verstärkt in das Bewusstsein und die Unternehmen zu tragen, seien im kommenden Jahr auch 16 Volkshochschul-Veranstaltungen im gesamten Kreisgebiet geplant.
»Besonders bei Kindern zwischen null und zwei Jahren ist die Betreuungsquote im Kreis Gütersloh vergleichsweise sehr schlecht.« Die Frauenerwerbsquote sei dagegen mit 47,8 Prozent im Kreis und sogar 51 Prozent in Versmold überdurchschnittlich hoch. Gleiches gelte für die Geburtenrate, die kreisweit bei statistischen 1,58 Kindern statt bundesweit nur 1,34 Kindern je Frau liege. Diese Daten ließen den Rückschluss zu, dass im Kreis noch ein konservatives Rollenbild herrsche, gleichwohl viele Frauen aber berufstätig seien und die Betreuung vielfach noch in den Familien organisiert werde.
»Die Kinderbetreuung ist ein Angebotsmarkt«, sagte Birgit Winterstein. Wenn es entsprechende Angebote gebe, werde, so die Erfahrung, auch die Nachfrage einsetzen. Deshalb sei es wichtig, erste Betriebe zu gewinnen und dann mit dem Projekt zu starten.
»Für die Stadt«, betonte Fachbereichsleiter Karl Wilhelm Mummert, »muss das Programm kostenneutral sein«. Sie sieht ihre Rolle als Vermittler zwischen den Kindertagesstätten und den Unternehmen. Unternehmen könnten Kosten für die Auswahl und Einarbeitung von Schwangerschaftsvertretungen oder Nachfolgern sparen und zugleich etwas fürs Image tun. Kerstin Walter kündigte Gespräche mit Versmolder Firmen an, um das Interesse an dem Projekt auszuloten. Parallel will sie mit den Kindergärten sprechen, die sich aufgrund sinkender Kinderzahlen neu orientieren und demnach für Betreuungskonzepte wie dieses aufgeschlossen sein dürften.

Artikel vom 18.10.2006