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Opulente Inszenierung überzeugt

Espelkamper Neues Theater startet fulminant mit »Amadeus« in die neue Saison

Von Sonja Gruhn
Espelkamp (WB). Ein wahres Glanzstück bekamen die Zuschauer im Neuen Theater am Sonntag zur Saisoneröffnung präsentiert. »Amadeus«, ein Schauspiel in zwei Akten von Peter Shaffer, faszinierte von Anfang bis Ende.

Dabei stand nicht allein Mozart selbst im Vordergrund, vielmehr die Emotionen, die seine Werke bei einem anderen bedeutenden Opernkomponisten seiner Zeit auslösten - Antonio Salieri. Hin und her gerissen zwischen Bewunderung des Genies Mozart und dem Neid auf die Leichtigkeit, mit der der junge Mozart seine Werke zu Papier bringt, erfährt der »Pakt«, den Salieri mit Gott zu Beginn seiner Karriere geschlossen hat, einen folgenschweren Wandel.
Mehr als 30 Jahre, nachdem Mozart auf ungeklärte Art und Weise sein Leben aushauchte, sieht man den greisen Salieri im Rollstuhl. Verbittert und erzürnt, startet er einen letzten Versuch, seinen Namen unsterblich zu machen. Er beschwört die Geister der Zukunft und erzählt in einer fesselnden Rückblende seine Geschichte. Dabei steht immer die Frage im Raum: Hat Salieri Mozart umgebracht? Die in ihm wachsende Unruhe, aufgrund der Erzählungen über das »Wunderkind« ist deutlich zu spüren. Seine Gedanken und Hintergrundinformationen teilt er dem Publikum mit, während die Spielszenen kurzfristig einzufrieren scheinen.
Salieris gelobter moralisch einwandfreier Lebenswandel scheint Gott milde gestimmt zu haben, denn rasch war Salieri in Wien zum Hofkapellmeister aufgestiegen. Doch wird schnell klar, dass er es in Mozart mit einem Gegner zu tun hat, dem er trotz seiner eigenen Talente nichts entgegen zu setzen hat.
Mozart macht keinen Hehl daraus, dass er sehr wohl um sein Können weiß und bekommt regelrechte Wutausbrüche, wenn es nicht gewürdigt wird. Doch noch gelingt es ihm, diese Verfehlungen mit seinem Charme wett zu machen, dem auch seine Angetraute, Constanze Weber (Gudrun Tielsch), immer wieder erliegt.
Als Mozarts Vater stirbt, geht es mit Amadeus immer mehr bergab. Seine Fantasien, die er dem »Freund« Salieri mitteilt, benutzt dieser, um ihn endgültig aus seinem Leben zu schaffen.
Während der Erzählung wird das Bühnenlicht immer dunkler und schließlich ist wieder der greise Salieri zu sehen. Er versucht, zumindest seinen Namen als Mörder Mozarts unsterblich zu machen, bevor er in den Freitod geht. Markus Völlenklee lebt die Rolle des Salieri auf der Bühne in beeindruckender Art und Weise. Seine Verzweiflung, die Verachtung über sein Handeln, das er dennoch als unumgänglich ansieht, verursachte beinahe so viel Mitleid mit dem niederträchtigen Komponisten wie mit Mozart selbst. Sven Sorring gelang die Darstellung des unbeschwerten Genies Amadeus bis hin zum Verzweifelten. Die Bühne wirkte trotz einfacher Aufbauten der Zeit entsprechend pompös, ebenso wie die Kostüme. Die Szenen waren mit Werken Mozarts -Ê»Die Zauberflöte« und »Die Hochzeit des Figaro« -Ê musikalisch unterlegt.

Artikel vom 17.10.2006