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Tolles Klarinettenerlebnis in der
Jesus-Christus-Kirche dargeboten

Schönste Quintette im Rahmen eines einzigen Konzertprogramms


Von Jutta Albers
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Dass zwei der schönsten Klarinettenquintette der Musikliteratur im Rahmen eines einzigen Konzertprogramms erklingen, ist eine schöne Ausnahme. Zu verdanken hatten die Besucher in der vollbesetzten Jesus-Christus-Kirche am Sonntag dieses besondere Erlebnis Frank Bunselmeyer, dem in Sennestadt geborenen Klarinettisten, der in diesem Rahmen schon oft zu erleben war als hervorragender Kammermusiker und verlässliches Orchestermitglied.
Zusammen mit Orchesterkollegen des Staatsorchesters Stuttgart und der Württembergischen Philharmonie Reutlingen: Muriel Bardon und Virginie Wong, Violine, Almuth Meyer, Viola, und Joachim Hess, Violoncello, präsentierte er Perlen der Kammermusik mit technisch und musikalisch höchst anspruchsvollen Werken, den Klarinettenquintetten A- Dur KV 582 von W.A. Mozart und dem in h-moll op. 115 von Johannes Brahms. Außerdem stand noch der Streichquartettsatz c-moll von Franz Schubert auf dem Programm.
Zu erleben war ein junges Ensemble, wo vom ersten Ton an eine sensible, feinsinnige Tongebung auffiel, ein besonderer Klangsinn und aufgefächerter Farbzauber hörbar wurde in der Verknüpfung von expressiver Bläser-Solostimme und Streichersatz. »Stadler-Quintett« nannte Mozart später sein A-Dur Werk KV 581 (das Autograph ist verschollen), das er seinem Logenbruder, dem Klarinettisten Anton Stadler widmete und das, ganz gegen seine Gepflogenheiten, nicht im privaten Kreis, sondern im Rahmen eines öffentlichen Konzerts 1789 uraufgeführt wurde. Es ist dem Wiener Hofmusiker, der sein Instrument tonlich um eine Terz erweiterte, auf den Leib geschrieben.
Die Klarinette führt stets den Reigen der Streicherstimmen an, mit denen sie aufs schönste korrespondiert, und Frank Bunselmeyer stellte einen wunderbar weichen Klang bei hervorragender Atemtechnik in den Raum. Spannungsvoll wurde jeder der vier Sätze aufgebaut, der Sonatensatz zum Auftakt, das mimosenhafte ariose Larghetto, wo selbst das zarteste Piano noch Spannkraft hatte, das Menuett mit den zwei Trios und der abschließende Variationensatz. Die Zuhörer konnten nur noch den Atem anhalten und die meisterkonzertreife Interpretation bewundern.
Im Zenit des Programms stand Franz Schuberts Einzelsatz für Streichquartett in c-moll von 1820 ein beklemmendes, komprimiertes Werk mit emphatischen Ausdrucksmomenten. Ein weiteres höchst anspruchsvolles Werk komplettierte ein Programm, das gut 90 Minuten Höchstspannung einforderte - bei Spielern und Zuhörern gleichermaßen: das Klarinettenquintett h-moll op. 115 von Johannes Brahms, das bei einem exzellenten Zusammenspiel der Musiker ein wahrer Ohrenschmaus wurde.
Bunselmeyer war den vier Streichern ein kongenialer Partner, der einen tonschönen Gesang schon im ersten Allegrosatz entfaltete. In Terzen und Sexten schwelgten die Geigen, ein lyrisches Thema stimmte die Klarinette an. Besonders beindruckend war die große dynamische Bandbreite bei einem dichten Zusammenspiel. Im H-Dur Adagio-Satz korrespondierte die Klarinette mit dem con sordino-Spiel der mitatmenden Streicher. Ungarisches Kolorit wurde im dritten Teil hörbar, und ganz delikat wurde die Variationenfolge des Finales geboten. Es gab überaus herzlichen Beifall für alle Beteiligten, die Großartiges geleistet hatten.

Artikel vom 17.10.2006